Belum, St. Vitus

Orgel von Rowan West (2001/2004) im Gehäuse von Georg Wilhelm Wilhelmi (1794/95)

Navigation: Kirchplatz, 21785 Belum

In der St.-Vitus-Kirche zu Belum – schon vor 1600 in Besitz einer Orgel – erstellt der Stader Orgelbauer Georg Wilhelmy einen Neubau, wobei er die alten Prospektpfeifen aus dem 16. Jahrhundert verwendet. Im Jahr 1905 baut die Firma Furtwängler & Hammer eine neue romantische Kegelladenorgel, die aber schon bald störanfällig wird. Aus diesem Grund errichtet die Orgelbaufirma Rowan West (Altenahr) eine neue Orgel im alten Wilhelmy-Prospekt (in der künstlerischen, verzierten Vorderseite der Orgel). Dabei werden die Prospektpfeifen aus dem 16. Jahrhundert in den Neubau miteinbezogen. Am 01. September 2001 findet die Einweihung statt und 2004 kann schließlich auch der zweite Bauabschnitt und somit das gesamte Projekt fertiggestellt werden.


Anm.:
originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).

Disposition:

(11 / HW/Pos/Ped)

Hauptwerk

Hinterwerk

Pedal

 

Principal

Bordun

Rohrflöte

Octave

Spitzflöte

Nassat

Mixtur

8

16

8

4

4

3

4f.

 

*

Holz

Gedact

Rohrflöte

Principal

Sesquialtera

8

4

2

2f.

 

Holz

Subbaß

Octavbaß

16

8

 

Trans.

Trans.

 


Technische Angaben:

 

Manualumfang:

Pedalumfang:

Winddruck:

Tonhöhe:

Stimmung:

Koppeln:
Tremulant:

C, D – d’’’

C, D – d’

74mmWS

normal, a = 440 Hz

Bach-Barnes

Manualkoppel als Schiebekoppel, Pedalkoppel an I und II

auf das ganze Werk

 


Pfeifenwerk:

 

Trans.

*

=

=

Transmission: Kopplung eines Registers an ein anderes Werk

Prinzipal ist aus der ersten Orgel. Das Register stammt von ca. 1550 (kurze Spitze Labienform, ähnlich denen von van Coevelen in den Niederlanden mit Rundlabium und dem Ton D mit Spitzlabium von Wilhelmy). Das Register wird von G. W. Wilhelmy in seine Orgel übernommen und später bei einem Orgelneubau von der Firma Furtwängler & Hammer 1905 als stumme Prospekt-Fassade benutzt. Im Pedal existiert noch in den separat stehenden Pedaltürmen der Principal 8’ von Wilhelmy.


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1581

In der Kirche St. Vitus zu Belum ist schon vor 1600 eine Orgel vorhanden. Laut dem Visitationsprotokoll von J. H. Pratje aus dem Jahr 1581 und dem Lagerbuch der Kirchengemeinde Belum von 1791 steht die Orgel im Chorraum der Kirche – links neben dem Altar – „unten in einer Ecke nach Nordwest”. Über den Erbauer dieser Orgel, das Aufstellungsjahr und die Größe der Orgel ist allerdings nichts weiter bekannt.

Nach dem Aussehen der Prospektpfeifen im Hauptwerk (spitze Oberlabien) könnten sie aus der Scherer-Schule stammen oder mit den Buxtehuder Meistern des 16. Jahrhunderts zusammenhängen. Diese Pfeifen sind ohne eine Veränderung der Intonation erhalten geblieben (keine Kernstiche, schwere Bleipfeifen, Oberfläche des Pfeifenmaterials: sandbahngegossen, gehämmert und gehobelt).

 

 

1677

Nach „Fock“ soll um 1677 Arp Schnitger an der Orgel gearbeitet haben. Darüber fehlt aber der archivalische Nachweis.

 

 

1717

Die Orgel wird für 300 Mark durch den ehemaligen Schnitger-Gesellen Rudolf Meyer gründlich repariert. Welche Arbeiten damals im Einzelnen durchgeführt werden, ist nicht bekannt.

 

 

1741

Der Stader Orgelbauer Dietrich Christoph Gloger arbeitet an der Orgel und erhält dafür 55 Reichstaler. Die Arbeiten werden durch den Lamstedter Organisten Pfannkuchen abgenommen. (Pfarrarchiv!)

 

 

178386

Der Stader Orgelbauer Georg Wilhelm Wilhelmy erstellt einen Neubau.

 

 

1791

Laut Lagerbuch „ist” der Platz für die Orgel „in die Höhe verlegt!” – Mit Wilhelmy und dessen Sohn Georg Wilhelm besteht ein Stimm- und Pflegevertrag für die Orgel, die laut Mitteilung Furtwänglers (siehe Kirchenakten vom 13.09.1843) folgende Disposition hat:


Disposition:

(originale Schreibweise)

Hauptmanual  (C, D c‘‘‘)

Brustpositiv  (C, D c‘‘‘)

Pedal

 

Principal

Gedact

Quintathön

Octav

Rohrflöte

Nasat

Waldflöte

Mixtur

Trompete

8‘

8‘

16‘

4‘

4‘

3‘

2‘

8‘

 

alt/P *

Quintatön

Flöte

Octav

Sexquialter

8‘

4‘

2‘

2f.

 

Principal

Octav

Quinte

Subbaß

Posaune

Trompete

8‘

4‘

6‘

16‘

16‘

8‘

 

P **

 


Technische Angaben:

 

„2 Töne über Cammerton” 4 Bälge:

Cimbelstern

Tremulant

Sperrventil

7‘ x 31/2

 


Pfeifenwerk:

 

P

*

**

=

=

=

Prospekt

noch heute ist dieses Register aus dem frühen 16. Jahrhundert erhalten

noch heute ist dieses Register von Wilhelmy erhalten

 


1844


Es erfolgt eine umfangreiche Reparatur durch Philipp Furtwängler aus Elze. Dabei stellt Furtwängler im Hauptwerk für die in Holz ausgeführten Pfeifen des Principal (C und D) und des Gedact (C – B) neue Pfeifen aus fünflöthigem Metall her. Die Hauptwerks-Quintade ersetzt er durch Bordun 16‘ (ohne große Oktave). Im Pedal wird Subbaß 16‘ ganz neu gebaut. Beide Trompetenstimmen der Orgel erhalten neue Becher
„von richtiger Mensur”. Die Prospektpfeifen überzieht Furtwängler mit neuem Stanniol (Legierung), der Tremulant wird stillgelegt und die Orgel „nach einer gleichschwebenden Temperatur” eingestimmt. Außerdem liefert Furtwängler ein Salicional.

 

 

1905

Die Firma Furtwängler & Hammer baut eine neue romantische Kegelladenorgel.

 

 

2001

Die Orgelbaufirma Rowan West (Altenahr) baut eine neue Orgel in den alten Wilhelmy-Prospekt, wobei die Prospektpfeifen aus dem 16. Jahrhundert in den Neubau einbezogen werden.

 

 

2004

Der zweite Bauabschnitt – und damit das gesamte Projekt – kann fertiggestellt werden.

 


(Stand 31.01.2022)

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