Wiegboldsbur, Ev.-luth. Wibadi-Kirche

Orgel von Wilhelm Eilert Schmid (1818/19)

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Die mittelalterliche, ev.-luth. Wibadi-Kirche in Wiegboldsbur erhält erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Orgel. Sie wird im Jahr 1818/1819 von Wilhelm Eilert Schmid (Leer) auf einer Empore vor dem Chor im Osten errichtet. Die Kirchenbeschreibung von 1860 beklagt, dass sie sich leider im Osten der Kirche befinde und den Chor fast ganz verdecke. Aus diesen Gründen wird  das Instrument auch um 1900 auf die Westseite verlegt.

Über dem Westeingang fällt der Blick auf ein rot gefasstes Orgelgehäuse mit hell glänzenden Pfeifen hoch oben auf der Empore. In klassischer Gliederung, aber mit breiten, gerundeten Türmen und leicht geschwungenen, zweistöckigen Flachfeldern stellt sich der Prospekt (die künstlerische, verzierte Vorderseite der Orgel) dar. Auf allen drei Türmen stehen große Urnen. Die seitlichen Ohren bestehen aus stilisiertem, ausgesägtem Rankenwerk.

Seit der wohlgelungenen Restaurierung der Orgel 1984/1985 ist das Instrument nicht nur äußerlich wieder ein Schmuckstück, sondern auch spieltechnisch und klanglich von hohem künstlerischen Niveau.


Anm.:
originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen in römischen Zahlen.

Disposition:

(8 / I/angeh. Ped)

Manual

Technische Angaben:

 

Principal

Gedackt

Viola di Gamba

Rohrflöte

Quinte

Octave

Mixtur

Trompet

4

8

8

4

3

2

III

8

 

P, o

o

r

o

o

o

o

r *

Manualumfang:

Pedalumfang:

Winddruck:

Tonhöhe:

Stimmung:

Klaviatur Manual:

1 Keilbalg:

C – f'''

C – e° (angehängt)

58mmWS

1/2Ton über normal

gleichstufig

r

r

 


Pfeifenwerk:

 

*

o

r

=

=

=

B/D

1818/1819

1983–1985

Bass und Diskant


Wilhelm Eilert Schmid (original)

Gebr. Hillebrand (restauriert)


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1818/19

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts bekommt die mittelalterliche Kirche eine Orgel. Sie wird von Wilhelm Eilert Schmid (Leer) auf einer Empore vor dem Chor im Osten errichtet.

 

 

1878

Sie erfährt bereits Veränderungen, als Gerd Sieben Janssen einen Bordun 16 einbaut. Die größten, hölzernen Pfeifen werden im Unterbau des Gehäuses liegend untergebracht.

 

 

1900

Die Kirchenbeschreibung von 1860 beklagt, dass die Orgel sich leider im Osten der Kirche befinde und den Chor fast ganz verdecke. Aus diesen Gründen wird sie um 1900 auf die Westseite verlegt.

Ebenfalls um die Jahrhundertwende wird die Trompete durch eine Gambe ersetzt und auf einer zusätzlichen pneumatischen Kegellade ein Prinzipal 8 mit Zinkpfeifen eingebaut. So wird der noch dem 18. Jahrhundert verpflichtete, helle Klang der Orgel dem Geschmack der Zeit angepasst, in der mehr die tiefen und dunkleren Klänge geschätzt werden. Auch die Spielanlage wird umgebaut und die Keilbalganlage durch einen Magazinbalg ersetzt.

 

 

1973

Als umfassende Bauarbeiten an der Kirche beginnen und zeitweise Einsturzgefahr besteht, muss die Orgel – inzwischen seit sechs Jahren nicht mehr benutzt und nahezu unspielbar – ganz ausgebaut und außerhalb gelagert werden.

 

 

1976

Die Kirche ist wieder soweit fertiggestellt, dass das Orgelgehäuse zur Abstimmung der Innen-ausstattung des Raumes provisorisch wieder aufgebaut werden kann.

 

 

1979

Die übrigen Orgelteile werden zunächst noch auf der Empore gelagert.

 

 

1984/85

Die langersehnte umfassende Restaurierung der Orgel kann durchgeführt werden. Dies geschieht in der Orgelbauwerkstatt Hillebrand in Altwarmbüchen bei Hannover. Dabei wird der ursprüngliche Zustand der Orgel wiederhergestellt, wofür die Manualklaviatur, ein Teil der Spielmechanik und zwei Register rekonstruiert werden müssen. Für die Windversorgung wird zunächst nur einer der Keilbälge wieder neu erstellt.

 

 

Heute

Seit ihrer wohlgelungenen Restaurierung ist die Orgel nicht nur äußerlich wieder ein Schmuckstück, sondern auch spieltechnisch und klanglich von hohem künstlerischen Niveau.

 


(Stand 22.05.2020; Literatur und Quellen: Reinhard Ruge)