Rotenburg (Wümme), ev. Stadtkirche

Orgel der Fa. Klais, Bonn (1983) im historischen Gehäuse von 1865

Navigation: Am Kirchhof, 27356 Rotenburg

Die Geschichte der Rotenburger Stadtkirche (erster Kirchenbau im Jahr 1192 und jetziger, fünfter Kirchenbau von 1862 mit dem Turm von 1752) ist genauso bewegt, wie die ihrer Orgeln. Bereits 1608 wird eine Orgel erwähnt, deren Gehäuserahmen heute noch im Bremer Focke-Museum besichtigt werden kann. Dieses Orgelgehäuse ist ein Werk des damals bekannten Hamburger Bildhauers Münstermann. Die Orgel selbst stammt von Hans Scherer. Jedoch bleibt nur das Gehäuse erhalten. Der Scherer-Orgel folgen weitere Instrumente von dem Bremer Orgelbauer Corthumb und der Firma Furtwängler & Hammer aus Hannover, bis schließlich die Firma Klais aus Bonn 1983 eine Orgel baut.

Das neugotische Orgelgehäuse der Klais-Orgel in der Rotenburger Stadtkirche ist ein Werk des Rotenburger Tischlers Ernst Rinck von 1865. Dieses beeindruckende Gebilde ist aus massivem Eichenholz gefertigt und wird – um die neue Orgel unterbringen zu können – lediglich in der Höhe verändert und mit einem neuen Sockel versehen. Die Orgel steht nun auf der Chorempore und besitzt eine gute Klangabstrahlung. Die Orgelfassade im neugotischen Stil besteht aus flächigen Hauptfeldern, die durch schlanke Säulen mit nachgestalteten korinthischen Sockeln und Köpfen eingefasst sind. Diese Pfeifenfelder sind mit den Zinnpfeifen des Principal 8’, der Octave 4’ und der schlanken Gamba 8’ ausgefüllt. Über den Säulen stehen die geschnitzten Türme, die sich in den Gewölbebogen der Westempore einfügen und deren Zentrum durch eine Rosette (ein Ornament, meinst in Form einer Rose) gestaltet ist. Der neu gestaltete Sockel – das tragende Fundament der Orgel – nimmt den Prospekt (die künstlerische, verzierte Vorderseite der Orgel) in zwei geschwungenen Ohren auf und überträgt die oberen Pfeifenfelder in Rahmen und Füllungen zu einem schlanken Unterbau. In diesen fügt sich der Spielschrank mit seinen aus Edelhölzern und Elfenbein gedrechselten Registerzügen ein. Das Oberwerk steht über den Pfeifen des Hauptwerks und ist von außen nicht sichtbar. Es wird als Schwellwerk gebaut.

Die Klais-Orgel besitzt 36 Register, verteilt auf Hauptwerk, Schwellwerk und Pedal. Die Spiel- und Registertraktur funktionieren rein mechanisch, wobei die Registeranlage gleichzeitig an eine elektronisch steuerbare Setzeranlage angeschlossen ist, die direkt auf die Mechanik wirkt. Die Setzeranlage hat mittlerweile durch den Einbau eines Computers 640 speicherbare Kombinationen.


Anm.:
originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).

Disposition:

(36 / HW/SW/Ped)

Hauptwerk

Schwellwerk

Pedal

 

Bourdon

Principal

Cornet

Gamba

Gedackt

Octave

Rohrflöte

Octave

Waldflöte

Mixtur

Cymbel

Trompete

Trompete

Clairon

16’

8’

5f.

8’

8’

4’

4’

2’

2’

4f.

3f.

16’

8’

4’

 

Salicional

Vox coelestis

Quintade

Rohrflöte

Principal

Blockflöte

Octavin

Nasard

Sifflet

Terz

Scharff

Dulzian

Hautbois

8’

8’

8’

8’

4’

4’

2’

22/3

1’

13/5

4f.

16’

8’

 

Principal

Subbaß

Oktave

Gedackt

Tenoroktave

Rauschpfeife

Posaune

Trompete

Klarine

16’

16’

8’

8’

4’

4f.

16’

8’

4’

 


Technische Angaben:

 

Tonhöhe:

Stimmung:

Koppeln:

Spiel- und Registertraktur:

Setzeranlage

normal (a’ = 440 Hz)

gleichschwebend

3 Stück

mechanisch


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1608

Es wird eine Scherer-Orgel erwähnt, deren Gehäuse von dem Bildhauer Münstermann (Hamburg) stammt.

 

 

1687

Von der zerstörten Scherer-Orgel wird das Gehäuse übernommen und der Bremer Orgelbauer Corthumb erstellt ein Werk mit zwei Manualen und 13 Registern. Es gilt als sicher bestätigt, dass der heute noch bekannte Komponist und Organist Vincent Lübeck aus Stade zur Begutachtung dieser Orgel herangezogen wird.

 

 

1860

Beim Abriss der Kirche bleibt wiederum nur das münstermannsche Gehäuse erhalten.

 

 

1865

Der Rotenburger Tischler Ernst Rinck fertigt ein Orgelgehäuse aus massivem Eichenholz an, das heute als „kunsthandwerkliches Meisterwerk“ bezeichnet werden kann.

 

 

1866

Die Firma Furtwängler & Hammer aus Hannover  baut eine neue Orgel. Diese Orgel thront sehr weit oben über dem „Orgelboden“. Ihr Klang fällt daher tief hinunter in das Kirchenschiff und füllt den Kirchenraum gut aus.

 

 

1927

Eine Chorempore wird eingebaut, da die Kirchenmusik sich zum Chorgesang entwickelt und die Chöre fortan einen Platz in der Kirche brauchen. Für die Orgel ist dieser architektonische Eingriff wenig vorteilhaft – die Abstrahlung des Klangs wird durch die vorgeschobene Empore empfindlich gestört.

 

 

1945

Zahlreiche Eingriffe und Reparaturen erfolgen seit 1945 an der Orgel.

 

 

1979

Schließlich entschließt die Gemeinde sich zu einem Neubau.

 

 

1983

Die Firma Klais aus Bonn vollendet die neue Orgel.

 


(Stand 24.02.2022)