Hollern, St. Mauritius

Orgel von Arp Schnitger (1690) Restaurierung durch Werkstatt Ahrend (2011)

Navigation: Alter Schulweg, 21723 Hollern-Twielenfleth

Der Kirchbau in Hollern wird auf einer Wurt gegen Überflutungen errichtet. Das Kirchenschiff ist im gotischen Stil gebaut, aber von dem ursprünglichen Gebäude sind nur noch die Grundmauern erhalten. Im Westen des Kirchenschiffs sind einige Reste vermutlich romanischen Feldsteinmauerwerks geblieben und der Chorabschluss der Kirche wird im 18. Jahrhundert neu aufgemauert. Im Jahr 1901 wird die Kirche renoviert und erhält größtenteils neues Mauerwerk. Zur Einrichtung gehören ein Altar von ca. 1570, die Kanzel von ca. 1670 und ein Taufbecken – ein altes Stück aus dem 14. Jahrhundert mit einem Taufdeckel von 1660 und älteren Taufschranken von 1572. Dazu gehört noch der Taufengel aus dem 17. Jahrhundert, der nun mitten in der Kirche hängt. Er dient ursprünglich als Gegengewicht zum Taufdeckel und senkt sich, wenn der Taufdeckel hoch gehoben wird.

Am 21. September 1690 examiniert (überprüft) Vincent Lübeck (Stade) die gerade durch Arp Schnitger (Hamburg) fertiggestellte Orgel in Hollern. Die Orgel wird 1858 durch Philipp Furtwängler (Elze) umgebaut, der statt des Brustwerks ein Hinterwerk mit neuer Lade und teilweise neuem Pfeifenwerk hinter dem Hauptwerk anlegt.

Die Firma Emanuel Kemper (Lübeck) baut 1966/1967 die Orgel erneut um. Das Oberteil des Hauptwerksgehäuses wird höhergesetzt, um Platz für ein neues Brustwerk zu schaffen und das Hinterwerk entfernt. Nach dieser Maßnahme befindet sich die Orgel in klanglicher und technischer Hinsicht aus heutiger Perspektive in einem schlechteren Zustand als zuvor.

Eine durchgreifende Restaurierung und Rekonstruktion führt die Orgelbauwerkstatt Ahrend (Leer) durch und die Aufstellung erfolgt in der ersten Jahreshälfte 2011. Die Einweihung findet am 28.08.2011 statt, der ein Festwochenende im Mai 2012 folgt.


Anm.:
originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (F).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen in Großbuchstaben: z. B. 3FACH.

Disposition:

(24 / HW/BW/Ped)

Hauptwerk

Brustwerk

Pedal

 

PRINCIPAL

ROHR FLOIT

OCTAV

NASHAT

OCTAV

WALD FLOIT

MIXTUR

CIMBEL

TROMMET

SCHALMEY

8F

8F

4F

3F

2F

2F

4FACH

3FACH

8F

4F

 

S

S

S

S

S

S

A/S

A

S

A

GEDACT

BLOCK FLOIT

OCTAV

QVINT FLOIT

SEXQVIALTERA

SCHARFF

KRUMPHORN

8F

4F

2F

11/2F

2FACH

4FACH

8F

 

A

A

A/S

A

S/A

S/A

A

PRINCIPAL

GEDACT

OCTAV

MIXTUR

POSAUN

TROMMET

CORNET

16F

8F

4F

4FACH

16F

8F

2F

 

S

A

S

A/S

S

S

A

 


Pfeifenwerk:

 

S

A

=

=

1690

2011

Arp Schnitger

Hendrik Ahrend

 


Technische Angaben:

 

VOGELGESANG

CIMBELSTERN

TREMULANT

VENTIEL HW

VENTIEL BW

VENTIEL PEDAL


Manualumfang:

Pedalumfang:

Winddruck:

Tonhöhe:

Stimmung:

Manualschiebekoppel:

3 Keilfaltenbälge:

Laden:

A

A

A

A

A

A

CDEFGA – c’’’ (Klaviaturen: A)

CDE – d’ (Klaviatur: A)

73mmWS

1/2Ton über normal (a = 465 Hz bei 18 °C)

mitteltönig (1/4 Komma)

A

7‘ x 31/2

HW: S, BW: A, Ped: S – Bohlenladen


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1135

Hollern steht unter der Kolonisation holländischer Siedler.

 

 

1250

Erster schriftlicher Nachweis zu einer Kirche in Hollern. Der einzigartige runde Turm der Kirche (ca. 25 Meter hoch) gehört zum ältesten Baubestand der Kirche.

 

 

1540

Einführung der Reformation in Hollern.

 

 

1575

Erste Erwähnung einer Orgel: „…dem Orgelmacher Dirick Hoyer aus Hamborch thogesacht und gegeven vor die orgelen gantz unde myth drin vorgutet und malwerk an den flogeln negentich (90) Daler.“ Diese (wohl einmanualige?) Orgel mit Flügeltüren wird auf dem neuen Orgellektor („Orgelkanzel“) gegenüber der Kanzel aufgestellt.

 

 

1602

Nachrichten zu Reparaturen an der Orgel sind bis zum Jahr 1602 nachgewiesen.

 

 

160840

Kirchenrechnungen aus der Zeit von 1608 bis 1640 sind verlorengegangen.

 

 

1641

In einer Kirchenrechnung heißt es: „Nach dem Orgelmacher geben, weil die Orgell unferdich, und die belgen undichte, zu machen 18 mk.“

 

 

1666/67

Weitere Reparaturen werden durch einen ungenannten Orgelbauer aus Stade durchgeführt.

 

 

1671

Der Kirchenvorstand beantragt beim Stader Generalsuperintendent zum ersten Mal einen Orgelneubau. Doch vermutlich wegen der kriegerischen Zeiten wird das Vorhaben zurückgestellt.

 

 

1673

Die alte Orgel erhält mit einem neuen Organisten auch einen neuen Blasebalg.

 

 

1685

Eine schwere Sturmflut („Katharinenflut“) wütet bis eine Meile in dem Landesinneren des Alten Landes und somit auch in Hollern, wobei viele Menschen und Tiere ihr Leben verlieren.

 

 

1686

Eine weitere Flut vernichtet wiederum große Teile der Landwirtschaft.

 

 

1688

Die Hollerner nehmen wieder Verhandlungen über einen Orgelbneubau mit Arp Schnitger (1648 bis 1719) auf. Schnitger – mit seiner Werkstatt bereits in Hamburg – weilt in Stade, um die Orgel in St. Cosmae zu reparieren und umzugestalten. Die Orgelplanung wird durch Vincent Lübeck, einen Organisten in Stade an St. Cosmae, begleitet. Der Stader Ratszimmermeister Andreas Henne („Hene“ oder auch „Hehne“) wird beauftragt, den neuen „Orgelboden“ (Orgelempore, auch „Orgellector“ oder „Orgellektor“ genannt) zu bauen. Zur gleichen Zeit entsteht die kleine Empore unter der Orgelempore, der sogenannte „Chor“ oder „Kur“.

 

 

1689

Beginn der Orgelarbeiten (Gehäuse, Mechanik, Balghaus und Bälge) in der Kirche.

 

 

1690

Die Orgel wird von Hamburg aus per Schiff Anfang des Jahres (Februar/März) angeliefert. Im September ist die Orgel fertig. Der Organist Jürgen Scharnhorst stellt das Verköstigen der Orgelbauergesellen in Rechnung und der Jurat Jacob von Bremen schreibt: „Ist die Neue orgel überliefert, von dem M. Arp Schnitger, und in des H. pastoren Behausung Zu demmahl verunkostet, so ich bezahlet 39 M 8 ß.“ Diesem Festmahl ist eine kritische Durchsicht und Prüfung des Instruments durch Vincent Lübeck vorausgegangen.

 

 

1833/54/

1856 (?)

Ein Kontrakt oder Abnahmebericht ist nicht erhalten. Die ursprüngliche Disposition ist in der Dispositionssammlung (ca. 1833) von Heinrich Renken (Neuenfelde/Lesum) und in den Aufzeichnungen vom Organisten Stölting (1854) und des Orgelbaumeisters Philipp Furtwängler (1856?) überliefert. Die Disposition lautet:


Disposition:

(originale Schreibweise)

Hauptwerk

Brustwerk

Pedal

 

Principal

Rohrflöte

Octav

Nassat

Octav

Waldflöte

Mixtur

Cimbel

Tromet

Schalmey

8’

8’

4’

3’

2’

2’

4f.

3f.

8’

4’

 

*

Gedact

Blockflöte

Octav

Quintflöt

Sexquialter

Scharf

Krumhorn

8’

4’

2’

11/2

2f.

4f.

8’

 




+

Principal

Gedact

Octav

Mixtur

Posaune

Tromet

Cornet

16’

8’

4’

4f.

16’

8’

2’

 

**

 


Pfeifenwerk:

 

*

**


+

=

=


=

Prospekt ab E

Prospekt ab A


ca. 1833, 1854

 



Heinrich Renken, Stölting: Quintflöte

 


Technische Angaben:

 

3 Ventile:

4 Bälge:

Cimbelstern

Tremulant

Vogelgesang

Manual-, Positiv-, und Pedalventil

8mal 4 Fuß

 


1690


Die Orgel wird durch den Maler Dieterich Oberdorff farblich gefasst.

 

 

169395

Weitere Zahlungen zum Orgelneubau werden über Vincent Lübeck an Arp Schnitger getätigt.

 

 

1734

Dietrich Christoph Gloger (um 1705 bis 1773) aus Stade übernimmt die Pflegearbeiten an der Orgel. Mit der Zeit sind mehrere Reparaturen an der Orgel durch ihn nachzuweisen.

 

 

175072

Er führt jährlich Pflegearbeiten durch. Nach Glogers Tod führen die jeweiligen Organisten die Pflege durch.

 

 

1802

Georg Wilhelm Wilhelmy (1748 bis 1806) legt eine gründliche Reparatur der Orgel nahe, da sie „seit wenigstens 40 Jahren nicht repariert“ worden ist. Seine Aussage lässt vermuten, dass die Pflege durch die Organisten nicht so sachgemäß durchgeführt worden ist. Die umfangreiche Reparatur durch Wilhelmy kommt aus verschiedenen Gründen nicht zustande.

 

 

1817

Georg Wilhelm (1781 bis 1858) – der Sohn Georg Wilhelm Wilhelmys – bekommt den Auftrag, die Orgel zu reparieren. Weitere Reparaturen durch Wilhelm sind bis zum Jahr 1827 nachzuweisen.

 

 

1856

Der Kirchenvorstand beschließt, den Orgelbauer Philipp Furtwängler (1800 bis 1867) aus Elze bei Hannover mit einer umfangreichen Überarbeitung und Erneuerung der Orgel zu beauftragen.

 

 

1858

Philipp Furtwängler führt die geplanten Arbeiten aus und ersetzt das Brustwerk Schnitgers durch ein „modern“ gestaltetes Hinterwerk. Die Disposition der Orgel – mit den kursiv geschrieben Texten, die wörtlich Furtwänglers Worte aus seinen Unterlagen wiedergeben – lautet nach diesen Arbeiten:


Disposition:

(originale Schreibweise)

Hauptwerk

Hinterwerk

Pedal

 

Bordun

Principal

Rohrflöte

Octav

Nashat

Octav

Waldflöt

Sesquialtera

Mixtur/Scharf

Tromet

16’

8’

8’

4’

3’

2’

2’

2f.

8’

 

F *

S

S

S

S

S

S

S/F **

?

S

Geigenprincipal

Spitzflöte

Salicional

Liebl. Gedackt

Octav

Gemshorn

Gedackt

Quinte

Octav

Mixtur

8’

8’

8’

8’

4’

4’

4’

22/3

2’

4f.

 

F

F °

F °°

F

F

F

F

F

S/F °°°

S/F °°°

Principal

Octave

Gedackt

Octave

Bordun

Posaune

Trompete

16’

8’

8’

4’

4’

16’

8’

 

S

F

S/F +

S

F

S

S

 


Pfeifenwerk:

 

*

**


°

°°

°°°

°°°°



+

=

=


=

=

=

=



=

„von c – h Holz, von c‘ an Metall“

„Tertia 13/5 fuß hat noch ein Quinten Chor 11/2 fuß hinzu erhalten, dazu sind die 24 ersten Pfeifen ganz neu gemacht“

„große Octave mit Gambe 8‘ (sic!) verb(unden)“

„große Octave Spitzflöte, ab c offen Metall“

„C – c‘ neu“

„für Scharff 4fach ist eine große Mixtur 4fach gesetzt, die auf groß C mit c‘, g‘, c‘‘, g‘‘ anfängt, repetiert auf c und e‘ allemahl….(?) um ein Chor, die größeren Pfeifen alle von 4 Löth. Metall ganz neu, die kleineren nur von alten Pfeifen“

„C – dis neu aus Holz“

 


Technische Angaben:

 

„Neue Manualclaviere“

„Obermanual“ (Positiv):

„Untermanual“ (Hauptwerk):

„Pedalclavier“ (alt):

Koppeln:

„Cimbelstern“:

„Kalkanten Glock“

 

C, D, Dis, E – c‘‘‘

CDEFGA – c’’’

CDE – d’

Manualkoppel mit Registerzug, Pedalkoppel

(ohne Stern)

 


1800


Die Quellen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts lassen vermuten, dass im Zusammenhang der Orgelbaumaßnahme durch Furtwängler die Empore nicht verändert wurde.

 

 

1859

Es gibt vom Hollerner Organisten J. v. Galen bereits heftige Beschwerden über die schlechte Spielbarkeit und vielen technischen Mängel der Orgel.

 

 

1861/64

Die Firma Furtwängler führt Pflegearbeiten an der Orgel durch.

 

 

1863

Der Stader Orgelbauer Johann Hinrich Röver (1812 bis 1895) übernimmt die Pflege der Orgel. Er repariert in den Folgejahren bis 1868 die Bälge und Pfeifen.

 

 

1901

Die Kirche wird renoviert und die Empore der Orgel umgestaltet und vergrößert, sodass die Pedaltürme zu einem Teil hinter der Emporenbrüstung verschwinden. Dabei finden die originalen Brüstungstafeln Verwendung. Die Füße und Labien der Prospektpfeifen des Pedals aus der Kirche sind nicht mehr sichtbar.

 

 

1911

Der Stader Orgelbauer Gustav Ehlers (1873 bis 1938) führt im Rahmen der Kirchensanierung auch Pflegearbeiten an der Orgel durch und ersetzt die wohl noch originalen Keilbälge durch einen Magazinbalg.

 

 

1928

Christhard Mahrenholz besucht die Orgel und fällt ein vernichtendes Urteil über ihren Zustand. Er empfiehlt dem Kirchenvorstand auf die alten Bestände der Orgel (Prospekt, Windladen, Pfeifen) zu achten, damit sie unversehrt bleiben.

 

 

1937

Der erste elektrische Windmotor wird durch die Herforder Elektricitäts-Werke Bokelmann & Kuhlo (heute abgekürzt: HEW) eingebaut.

 

 

1959

Gremien der hannoverschen Landeskirche beschließen einen Besuch der Hollerner Kirche. Hierbei wird entschieden, dass die Schnitger-Orgel restauriert werden soll. Aber auch die „Emporensituation“ wird verändert, indem die untere kleine Empore abgerissen wird. Es werden zudem weitere umfangreiche Maßnahmen an der gesamten Kirche ausgeführt.

 

 

1961

Die Maßnahmen beginnen und die Orgel wird abgebaut. Die Orgelempore wird auf das tiefere Niveau der 1901 erbauten, nördlichen Seitenempore gebracht und bekommt eine neue Renaissance-Brüstung, die zuvor im Chorraum platziert ist. Hierbei verschwinden die bemalten Tafeln aus der Orgelbrüstung. Die Planungen zur Wiederaufstellung der Orgel zeigen hier erste Anzeichen von Unstimmigkeiten zwischen der Gemeinde und den Verantwortlichen der Landeskirche.

 

 

1963

Die Firma Emanuel Kemper & Sohn (Lübeck) wird am 28. März 1963 beauftragt, die Orgel zu restaurieren. Die Empfehlung, die Firma Kemper zu beauftragen, stammt vom Verdener Kirchenmusikdirektor Alfred Hoppe. Bereits zum Zeitpunkt des Auftrags wird Hoppes Empfehlung kritisch betrachtet – doch er setzt sich durch.

 

 

1964

Kemper baut im Oktober 1964 erste Pfeifen aus. Es wird ein neues Untergehäuse gebaut, das aus heutiger Sicht in Anbetracht der Gesamtgröße der Orgel als zu groß bewertet wird, da die Proportionen der Orgel bei ihrer Aufstellung unharmonisch wirken. Die Schleierbretter werden entfernt, die Traktur, der Spieltisch und die Windversorgung erneuert. Die Pedaltürme werden unsachgemäß in die Renaissance-Emporenbrüstung eingefügt. Im Brustwerk werden die Laden und Pfeifen bis auf Sesquialtera und Scharff erneuert und alle alten Pfeifen überarbeitet und verändert. Das zum Teil alte Register Gedact 8‘ im Pedal wird endgültig eingeschmolzen. Der Prinipal 16‘ des Pedals wird zum Teil zur Octave 8‘ und zum Subbaß 16‘ umgebaut. Im Prospekt des Pedals stehen nun die folgenden alten aber umgebauten Pfeifen und die Disposition der Orgel verändert sich folgendermaßen:


Prospekt des Pedals:

Linker Pedalturm:

Rechter Pedalturm:

 

C

E

Fis

E

Gis

B

c

*

*

*

**

*

*

*

D

G

D

F

F

A

H

*

*

**

*

**

*

*

 


Pfeifenwerk:

 

*

**

=

=

Oktavbass 8’

Subbass 16’


(die ursprünglich offenen Pfeifen sind nun gedeckt)


Disposition:

(originale Schreibweise)

Hauptwerk

Brustwerk

Pedal

 

Principal

Rohrflöte

Oktave

Nassat

Oktave

Waldflöte

Mixtur

Zimbel

Trompete

Vox humana

8’

8’

4’

3’

2’

2’

4f.

3f.

8’

8’

 

S

S

S

S

S

S

K

K

S

S/K

Gedakt

Blockflöte

Oktave

Quintflöte

Sesquialtera

Scharff

Krummhorn

8’

4’

2’

11/3

2f.

4f.

8’

 

K

K

K

K

S/K

S/K

K

Oktavbaß

Subbaß

Oktave

Mixtur

Posaune

Trompete

Cornett

8’

16’

4’

3f.

16’

8’

2’

 

S/K

S

S

K

S

S

K

 


Pfeifenwerk:

 

S

K

=

=

1690

1964

Schnitger

Kemper

 


Technische Angaben:

 

Manualumfang:

Pedalumfang:

Tonhöhe:

Koppeln:

„Glockenspiel“:

Vogelgesang:

Tremulant:

2 Schwimmerbälge

CDEFGA – c’’’

CDE – d’

ca. 1/2Ton über normal

Manualkoppel

(Akkordglocken ohne Stern, Furtwängler)

K

BW, K

 


1966


Nach der Fertigstellung der Orgel gerät die Kirchengemeinde wohl unverschuldet zwischen die Fronten eines Streites. A. Hoppe nimmt die Orgel ab als sie fertig ist und anschließend wird zum Abschluss der Arbeiten am 19. Juni 1966 ein Fest gefeiert.

 

 

1967

Das Landeskirchenamt setzt eine Kommission ein, zu der A. Hoppe, Hans Jendis (Göttingen) und Helmut Winter (Hamburg) gehören. Hoppe verweist auf sein Gutachten und wirkt in der Kommission nicht mit. Die anderen Fachleute kommen zu dem Ergebnis, die Abnahme der Arbeiten ablehnen zu müssen. Der Ausgang der gravierenden Meinungsunterschiede ist nicht bekannt.

 

 

1978

Nach dem Tod von Emanuel Kemper und der Auflösung der Firma übernimmt die Orgelbaufirma Alfred Führer (Wilhelmshaven) die Pflege der Orgel. Neben dieser Pflege geschieht aber im Hinblick auf die Verbesserung der Orgelsituation nichts. Der „Orgelstreit“ wirkt noch zu sehr nach.

 

 

1995

Der Kirchenvorstand lehnt eine Beratung im Hinblick auf eine Restaurierung der Orgel durch die Orgelsachverständigen Uwe Droszella und Albrecht Ubbelohde ab.

 

 

2000

Nach den Kirchenvorstandswahlen findet sich ein kleiner Kreis von neuen Kirchenvorstandsmitgliedern zusammen – bestehend aus: dem Pastor Bodo Kromus und der Organistin Sonja Haack mit dem Orgelsachverständigen Martin Böcker – um eine Restaurierung der Orgel zu erörtern. An einem Gemeindeabend wird der Kirchengemeinde die Orgelsituation mit ihren Problemen nahegebracht. Es bildet sich der Arp-Schnitger-Kreis e. V., der es sich zur Aufgabe macht, die Orgelrestaurierung ideell und finanziell voranzutreiben.

 

 

2001

Das Landeskirchenamt setzt aufgrund der sehr positiven Entwicklung bezüglich der Orgelfrage in Hollern am 28.03.2001 einen Sachverständigenausschuss (im Folgenden kurz: SVA) ein. Dem SVA gehören folgende Personen an: Martin Böcker (Stade) als Vorsitzender des SVA, Hans-Ulrich Funk (Herzberg), Peter Golon (Stade), Dipl. Ing. Klaus Lünstedt von dem Amt für Bau- und Kunstpflege (Verden) und Prof. Harald Vogel (Osterholz-Scharmbek).

 

 

2002

Nachdem die eingeholten Kostenvoranschläge gesichtet und geprüft werden, beschließt der Kirchenvorstand am 02.12.2002, dass die Arp-Schnitger-Orgel in Hollern restauriert werden soll. Zudem wird der Entschluss gefasst, den Auftrag der Firma Jürgen Ahrend zu erteilen, wenn 60% der Kosten angespart sind. Es wird von Anfang an klar gemacht, dass die Restaurierung durch den Sohn Jürgen Ahrends – Hendrik Ahrend – durchgeführt werden würde.

 

 

2004

Die Übergabe der Orgelbauwerkstatt an Hendrik Ahrend erfolgt. Die Arp-Schnitger-Orgel wird durch das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (Dr. Kimpflinger) im Sinne der staatlichen Denkmalpflege bewertet. Außerdem wird das Restaurierungsvorhaben befürwortet und die Schnitger-Orgel aus historischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Gründen als Kulturdenkmal nach §3(2) NDSchG eingestuft.

 

 

2005

Nach vielen Überlegungen, das Projekt in zwei Bauabschnitte aufzuteilen, kann im November die gesamte Restaurierung bei der Werkstatt Ahrend in Auftrag gegeben werden.

 

 

2006

Das Orgelgehäuse wird vom Restaurierungsatelier Dietrich Wellmer aus Groß Thondorf (bei Uelzen) untersucht. Dabei wird die ursprüngliche Holzsichtigkeit des Orgelgehäuses (d. h. unter einer Beschichtung ist das Holz trotzdem sichtbar), eine erste Farbfassung und deren spätere Veränderungen festgestellt.

 

 

2010

Im Februar wird die Orgel abgebaut und in die Werkstatt gebracht. Zwischenzeitlich kann mit den entsprechenden Gremien (SVA, Amt für Bau- und Kunstpflege und dem Kirchenvorstand) vereinbart werden, dass die Empore nach dem Beispiel alter Fotos rekonstruiert wird, um eine optimale Aufstellung der Orgel zu ermöglichen.

 

 

2011

Im Frühjahr beginnen die Rekonstruktionsarbeiten an der Empore und der Wiederaufbau der Orgel. Durch D. Wellmer wird die historisch erste Farbfassung inklusiv der überlieferten Sinnsprüche wiederhergestellt. Im Mai und Juni intoniert Hendrik Ahrend die Orgel. Am 08. Juli findet die Abnahme der Orgel durch den Sachverständigenausschuss in Anwesenheit des Kirchenvorstandes, des Vorstandes des Arp-Schnitger-Kreises, Verantwortlicher aus dem Landeskirchenamt und des Orgelbauers statt. Das Ergebnis der Restaurierung wird als außergewöhnlich gut beurteilt und nach einem Bespielen der Orgel durch den Vorsitzenden des SVA Martin Böcker (Organist an St. Cosmae und Orgelsachverständiger) und Prof. Harald Vogel wird sich in der Kirche zu einem festlichen „Convivium“ (einem Bankett) zusammengefunden. Am 28. August wird die Orgel in einem feierlichen Rahmen mit Gottesdienst, Orgelführungen (S. Haack, M. Böcker und H. Vogel) und Orgelkonzert (M. Böcker) wieder eingeweiht.

 


Empfehlung:

 

♫♪

Eine ausführliche Schilderung der Geschichte, Bericht des Orgelbauers und SVAs, des Restaurators der Farbfassung etc. ist zu lesen in:

Festschrift zur Wiedereinweihung der durch Hendrik Ahrend restaurierten Orgel am 28. August 2011 – die Schnitgerorgel in St. Mauritius zu Hollern, im Auftrag des Arp Schnitger Kreises – Freunde der Kirchenmusik in Hollern-Twielenfleth e. V.

ISBN: 978-3-931879-49-5

 


(Stand 17.02.2022)