Detern, Ev.-luth. Stephani- und Bartholomäi-Kirche

Orgel von Wilhelm Eilert Schmid (1819)

Navigation: Kirchstraße 25, 26847 Detern

Die ev.-luth. Stephani- und Bartholomäi-Kirche in Detern wird im Jahr 1806 anstelle des vorherigen mittelalter-lichen Baus neu errichtet und erhält 1819 ihre Orgel. Der Erbauer ist Wilhelm Eilert Schmid aus Leer, der fast zur gleichen Zeit ein kleineres Werk in Wiegboldsbur schafft.

Wie in Ostfriesland üblich, wird die Orgel auf einer Empore im Osten der Kirche aufgestellt, wo sie auch heute noch ihren Standort hat. Ihr Prospekt (die künstlerische, verzierte Vorderseite der Orgel) zeigt die bekannte klassische Gliederung mit drei Türmen – von denen der größte in der Mitte steht – und kleinen, zweistöckigen Flachfeldern dazwischen. Auffällig sind die als weitere Pfeifenfelder gestalteten, seitlichen Ohren, die aber nur Holzattrappenpfeifen enthalten – genau wie die anderen Flachfelder auch.

Veränderungen erfährt das Werk 1910 durch Johann Martin Schmid (Oldenburg). Bei einer ersten Restaurierung 1951 durch die Firma Emil Hammer (Hannover) wird die Manualklaviatur erneuert und in nicht ganz geglückter Weise für eines der fehlenden Register Ersatz geschaffen. Im Rahmen der Neugestaltung des Kircheninneren wird Mitte der 60er Jahre die Orgelempore um etwa anderthalb Meter verkürzt und dabei die alte Keilbalganlage durch einen neuen, im Unterteil des Orgelgehäuses unterzubringenden Magazinbalg ersetzt. Es kommt 1981 zu einer umfassenden Restaurierung, die von der Orgelbauwerkstatt Führer (Wilhelmshaven) durchgeführt wird. Weitere Reparaturen und Überarbeitungen erfolgen 1996 und 2002 durch Martin ter Haseborg.

Die so wiederhergestellte Orgel besitzt zwölf Register, unter denen auch die damals modernen, aber heute nur selten erhaltenen, zarten Stimmen „Viola di Gamba“ und „Traversflöte“ noch im Original zu finden sind. Das Instrument ist heute als eine der größten einmanualigen Orgeln Ostfrieslands von besonderer Bedeutung.


Anm.:
originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen in römischen Zahlen.

Disposition:

(12 / I/angeh. Ped)

Manual

Technische Angaben:

 

Principal

Bordun

Viola di Gamba

Flöte trafersa

Octave

Rohrflöte

Quinte

Blockflöte

Piffaro

Mixtur

Trompet

Vox humana

8

16

8

8

4

4

3

2

2

III

8

8

 

o (P)

r

o

o

o

o

o

o

r

o/r

rr *

+

Manualumfang:

Pedalumfang:

Winddruck:

Tonhöhe:

Stimmung:

Klaviatur:

Windlade:

Keilbalg:

C – f'''

C – c' (angehängt)

60mmWS

gut 1/4Ton über normal

gleichstufig
Man: r, Ped: o

o

r

 


Pfeifenwerk:

 

(P)

*

+

o

r

rr

=

=

=

=

=

=

Principal 8

B/D

Vox humana 8

1818/1819

1981

2002

Prospekt

Bass und Diskant

vakant (frei, offen)


Wilhelm Eilert Schmid (original)

Alfred Führer (restauriert)

Martin ter Haseborg (restauriert)


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1819

Wilhelm Eilert Schmid aus Leer erbaut die Orgel und schafft fast zur gleichen Zeit ein kleineres Werk in Wiegboldsbur.

 

 

1910

Das Werk erfährt Veränderungen, als Johann Martin Schmid (Oldenburg) den Tremulanten und zwei Register entfernt. Dafür baut er ein neues, zeitgemäßes ein und erneuert die Trompete sowie die Pedalklaviatur.

 

 

1951

Bei einer ersten Restaurierung durch die Firma Emil Hammer (Hannover) wird die Manualklaviatur erneuert und in nicht ganz geglückter Weise für eines der fehlenden Register Ersatz geschaffen. Zwei weitere Register bleiben vakant.

 

 

1960

Im Rahmen der Neugestaltung des Kircheninneren wird Mitte der 60er Jahre die Orgelempore um etwa anderthalb Meter verkürzt und dabei die alte Keilbalganlage – für die hinter der Orgel nun nicht mehr genügend Platz vorhanden ist – aufgegeben und durch einen neuen, im Unterteil des Orgelgehäuses unterzubringenden Magazinbalg ersetzt.

 

 

1981

Nachdem die trockene Luft von der neuen Kirchenheizung den Holzteilen der Orgel so sehr zusetzt, dass die Windversorgung immer mangelhafter wird, kommt es schließlich zu einer umfassenden Restaurierung. Diese wird von der Orgelbauwerkstatt Führer (Wilhelmshaven) durchgeführt. Dabei kann die ursprüngliche Keilbalganlage wegen des verringerten Platzes hinter der Orgel nicht vollständig rekonstruiert werden. Durch das Vorrücken des Orgelgehäuses lässt sich aber Platz für wenigstens einen querliegenden Keilbalg schaffen, der nun wieder den erwünschten lebendigen Wind gibt. Rekonstruiert werden im übrigen der Tremulant, die Manualklaviatur, ein Teil der Pedalmechanik und die Register Bordun 16, Fiffaro 2, Trompete 8 sowie die Zusammensetzung der Mixtur. Nur die Vox humana muss vakant gelassen werden, weil es für dieses Register kein Vorbild mehr von Wilhelm Eilert Schmid gibt.

 

 

1996

Reparatur der Windladen und Traktur durch Martin ter Haseborg (Südgeorgsfehn).

 

 

2002

Die Trompete 8von Führer (1981) erweist sich als Fehlkonstruktion – sie zerfällt sogar in ihre einzelnen Teile, weil diese nicht gelötet, sondern mit Sekundenkleber zusammengefügt sind. Daher wird sie durch Martin ter Haseborg nochmals rekonstruiert.

 


(Stand 27.04.2022; Literatur und Quellen: Reinhard Ruge)