Leer, Ev.-ref. Große Kirche

Orgel von Andreas de Mare (um 1570), Marten de Mare (1608/1609), Albertus Anthonius Hinsz (1763/1766), Wilhelm Höffgen (18451850), Paul Ott (19531955) und Ahrend & Brunzema (19631971)

Navigation: Reformierter Kirchgang 19, 26789 Leer

Die Große Kirche in Leer ist die Hauptkirche der Evangelisch-reformierten Kirche. Die Kirche wird in den Jahren 1785 bis 1787 von Isaak Woortmann erbaut und hat einen achteckigen Grundriss. Sie besitzt einen großen prachtvollen Kirchturm mit einer Windfahne in Gestalt eines Segelschiffs.

Das zweitälteste Instrument der berühmten Orgellandschaft Ostfrieslands verbirgt hinter seinem gewaltigen Orgelprospekt (der künstlerischen, verzierten Vorderseite der Orgel) 37 Register mit rund 2500 Pfeifen. Ursprünglich – vermutlich um die Mitte des 16. Jahrhunderts – als Renaissance-Orgel für das Kloster Thedinga (nahe Leer) gebaut, wird das Instrument bei der Verteilung des Klosterguts 1609 von dem Graf Enno III. der ev.-ref. Kirchengemeinde Leer geschenkt. Die Orgel wird von dem Bremer Orgelbaumeister Marten de Mare nach Leer gebracht und nach der Erneuerung in der damaligen St.-Luidgeri-Kirche am Westerende aufgestellt.

Es kommt aber zu dem Abbruch der baufälligen St.-Liudgeri-Kirche, dem der Neubau der Großen Kirche folgt. Die Orgel wird erst von 1763 bis 1766 durch den Groninger Orgelbaumeister Albertus Antonius Hinsz mit einem neuen Gehäuse umfänglich umgebaut und erneuert, bevor sie von 1785 bis 1787 durch den Orgelbauer Johann Friedrich Wenthin unverändert in die neue Kirche umgesetzt wird.

Als das Instrument 1845 fast unbespielbar wird, legt der Emder Orgelbauer Wilhelm Höffgen ein sehr gründliches Gutachten für eine umfassende Erneuerung und umfangreiche Erweiterung vor. Der Auftrag wird vergeben und die begonnene Arbeit nach dem plötzlichen Tod Höffgens 1849 von dem Emder Orgelbauer Brond de Grave Winter zu Ende geführt. Der Orgelbauer Paul Ott aus Göttingen ersetzt 1953 bis 1955 das Oberwerk durch zwei Rückpositive und baut auf Drängen des Kantors einen freistehenden Spieltisch ein. Außerdem baut er die Orgelempore zu einer Chorempore um. Die Orgelbauer Jürgen Ahrend und Gerhard Brunzema konsolidieren die Orgel 1963 bis 1971 unter Verwendung alten Materials aus dem Vorgängerinstrument.


Anm.:
originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen in römischen Zahlen.

Disposition:

(37 / HW/RP1/RP2/Ped)

I Rückpositiv  (links)

II Hauptwerk

III Rückpositiv  (rechts)

 

Gedackt

Praestant

Blockflöte

Waldflöte

Quinte

Scharff

Sordun

Dulcian

8

4

4

2

11/3

IV–V

16

8

 

*

n

n

*

n

n

r

r

Praestant

Quintadena

Rohrflöte

Oktave

Quinte

Spitzflöte

Oktave

Sesquialtera

Mixtur

Terzzimbel

Trompete

Trompete

8

16

8

4

22/3

4

2

II

V–VI

III

16

8

 

n/o/#

o/n

o/#

o/#/*/r

**

n

o/*/n

***/n

n

n

r

o/*

Gedackt

Rohrföte

Rohrnasat

Praestant

Tertian

Quintcimbel

Oktave

Regal

8

4

22/3

2

II

III

1

8

 

n

*

n

n

n

n

n

r

 


Pedal


(
Pedal)

 

Prinzipal

Subbass

Oktave

Oktave

Nachthorn

16

16

8

4

2

 

n

**

n

**

o

Mixtur

Posaune

Trompete

Kornett

III–IV

16

8

2

 

+/n

r

r

r

 


Pfeifenwerk:

 

o

#

*

**

***

+

n

r

=

=

=

=

=

=

=

=

um 1570

1608/1609

1763/1766

1845-1850

1888

1924

1953-1955

1963-1971

vermutlich Andreas de Mare (Kloster Thedinga)

Marten de Mare: Verwendung der älteren Stimmen aus Thedinga

Albertus Anthonius Hinsz

Wilhelm Höffgen, Brond de Grave-Winter

Rohlfing

Klassmeyer

Paul Ott (neu)

Ahrend & Brunzema

 


Technische Angaben:

 

Manualumfang:

Pedalumfang:

Koppeln:

Tremulant:

C–f'''

C–f'

II/Ped, I/Ped, III/II, I/II

in den Rückpositiven


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1609

Eine Orgel aus dem Kloster Thedinga kommt in die Kirche zu Leer und wird von Marten de Mare auf- bzw. umgebaut. Sie hat einen Manualumfang von CDEFGA – g''a'' mit zehn Stimmen.

 

 

176366

Umbau und Erweiterung der Orgel durch Alberto Antonius Hinsz. Auch das Gehäuse wird erneuert. Das Hauptwerk und das Rückpositiv besitzt einen Tonumfang von C – c''' und das angehängte Pedal einen Tonumfang von C – d' – insgesamt 21 Stimmen.

 

 

184550

Erweiterung durch Wilhelm Caspar Joseph Höffgen (nach dessen Tod durch Brond de Grave Winter fertiggestellt): Vorrücken des Gehäuses, Hinzufügen eines selbstständigen Pedalwerks und Veränderung des Prospekts. Außerdem wird das Rückpositiv als Oberwerk auf das Hauptwerk gesetzt und einige Register ersetzt. Insgesamt hat das Instrument 27 Register – Hauptwerk, Ober-werk und Pedal.

 

 

1888

Ersetzen von Registern durch die Firma Gebr. Rohlfing.

 

 

1924

Ersetzen von Registern durch den Orgelbauer Friedrich Klassmeyer.

 

 

195355

Restaurierung und Erweiterung der Orgel durch Paul Ott: Veränderung des Prospekts, Aufbau eines linken und rechten Rückpositivs, Vergrößerung des Pedalgehäuses und Beseitigung eines großen Teils des Schnitzwerks. Außerdem wird der freistehende Spieltisch mit einer neuen Mechanik ausgestattet. Ott übernimmt 19 ältere Register. Höffgens Oberwerksgehäuse steht seitdem leer.

 

 

196371

Die Orgelbauer Ahrend & Brunzema konsolidieren die Orgel in mehreren Bauabschnitten: alle sieben modernen Zungenregister werden erneuert, das gesamte Pfeifenwerk neu intoniert, Einzelpfeifen ersetzt, die Windladen überarbeitet und die Windversorgung durch zwei neue Magazinbälge verbessert.

 


(Stand 27.12.2009; www.wikipedia.org, Abrufdatum 22.12.2009)