Accum, St. Willehad

Orgel von Alfred Führer (1963) im historischen Gehäuse von Arp Schnitger (1705)

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Accum wird um das Jahr 840 erstmals in einer Kirchenchronik durch den Erzbischof Ansgar von Bremen erwähnt. Zu der Zeit ist „Ackem“ die übliche Ortsbezeichnung – der Name „Accum“ wird erst seit ca. 500 Jahren verwendet.

Die Kirche untersteht 1420 dem Sendstuhl Jever des Bremer Domdekans und dient in den Fehden friesischer Häuptlinge während des 14. und 15. Jahrhunderts als Festungskirche. In ihr wird 1476 der Friesen-Häuptling Lübbe Onneken bestattet, ferner 1565 Tido von Knipens und Inhusen mit seiner Gemahlin Eva von Renneberg, deren Grabmal in schwarzem Marmor ein Beispiel bester flämischer Renaissance-Portraitplastik im Küstengebiet ist. Dem Vorbild des ostfriesischen Adels folgend, führt Tido von Knipens und Inhusen in seinem Gebiet 1555 die Reformation ein. Seit dieser Zeit steht in Accum die einzige reformierte Kirche im Land Oldenburg.

Die heutige Kirche St. Willehad wird 1719 gebaut, nachdem die vorherige Kirche von mehreren Sturmfluten schwer in Mitleidenschaft gezogen wird. Arp Schnitger (Hamburg) baut 1705 eine Orgel für die Kirchengemeinde Accum. Nach leichten Veränderungen durch die Oldenburger Orgelbauer Gerhard Janssen Schmid und Johann Claussen Schmid erstellt Johann Martin Schmid 1914 eine neue pneumatische (durch Luft betriebene) Orgel im Gehäuse von 1705. Dabei verwendet er auch alte Register (Pfeifenreihen) von Schnitger. Schließlich baut Alfred Führer (Wilhelmshaven) 1963 ein neues Instrument im Gehäuse von 1705.


Anm.:
originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).

Disposition:

(14 / HW/RP/P)

Hauptwerk

Rückpositiv

Pedal

 

Principal
Rohrflöte
Oktave
Nasat
Superoktave
Mixtur

8’

8’

4’

22/3

2’

4–6f. 11/3

 

Gedackt
Principal
Waldflöte
Quinte
Scharf

8’

4’

2’

11/3

3f. 2/3

 

Subbass
Principal
Rauschbass

16’

8’

3f. 2’

 


Technische Angaben:

 

Manualumfang:

Pedalumfang:

Koppeln:

Tremulant:

C – f'''

C – f'

Rp/HW, HW/Ped

im Rp


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1705

Neubau durch Arp Schnitger (Hamburg): 16 Stimmen auf Hauptwerk und Rückpositiv mit ange-hängtem Pedal, Manualumfang: CDEFGA – c''' (Umfang der Tastenreihen).

 

 

1719/20

Aufstellung der Orgel in der neuen Kirche durch Joachim Kayser (Jever).

 

 

1842

Neuer Principal 8’ im Hauptwerk von Gerhard Janssen Schmid (Oldenburg).

 

 

1848

Neuer Principal 4’ im Rückpositiv von Johann Claussen Schmid. Anstelle von Scharf wird eine Vox humana mit durchschlagenden Zungen eingebaut.

 

 

1887

Gemäß Kostenanschlag vom 03. August 1886 baut Johann Martin Schmid (Oldenburg) drei neue Kastenbälge ein und verändert die Disposition: 13 Stimmen auf Hauptwerk und Rückpositiv mit angehängtem Pedal, gleichstufige Temperatur. Die Stimmtonhöhe (Chorton) bleibt erhalten.

 

 

1914

Neubau der Orgel im alten Gehäuse gemäß Kostenanschlag vom 02. Juni 1913 von Johann Martin Schmid unter Verwendung alter Register: elf Stimmen, zwei Manualwerke und Pedal, Koppeln II/I, I/Ped, II/Ped, Super I, Sub II/I, Spielhilfen: Piano, Mezzoforte, Forte, pneumatische Kegelladen (Wind-ladenart: System zur Verteilung des Windes vom Gebläse oder Balg auf die Pfeifen), drei Kastenbälge.

 

 

1959

Ausbau der pneumatischen Orgel durch Alfred Führer.

 

 

1960

Neubau eines Positivs durch Alfred Führer: vier Stimmen und angehängtes Pedal, die bis 1963 Verwendung finden.

 

 

1963

Neubau durch Alfred Führer im Gehäuse von 1705.

 


(Stand 12.02.2020; Literatur und Quellen: Walter Kaufmann: Die Orgeln des alten Herzogtums Oldenburg, Oldenburg 1962; Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule, Kassel 1974; Fritz Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Wilhelmshaven 2008; Cornelius H. Edskes, Harald Vogel: Arp Schnitger und sein Werk, Bremen 2013; www.wikipedia.org)