Golzwarden, St. Bartholomäus

Orgel von Alfred Führer (1965) im historischen Gehäuse von Arp Schnitger (1698)

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Bereits im Jahr 1263 wird Golzwarden zu einem selbständigen Kirchspiel (kirchlichen Bezirk). Zuvor ist es nötig gewesen, dass die Gemeinde bei Wind und Wetter in die acht Kilometer entfernte Kirche in Rodenkirchen geht. Der Domprobst von Bremen schreibt zu der Zeit, dass die schwierigen Wegeverhältnisse „sich öfter zum Schaden der Seelen“ entwickeln würden, und bringt so die Selbstständigkeit Golzwardens voran.

Die Kirche selbst hat ein romanisches Langhaus des 13. Jahrhunderts, einen gotischen Chor aus dem 15. Jahrhundert und verfügt über eine reiche Ausstattung an Kunstgegenständen. So befindet sich in der Kirche ein Flügelalter aus der Zeit um 1520, ein barockes Retabel (Altar, Altaraufsatz) von 1701 und ein romanischer Taufstein, der vermutlich von Ludwig Münstermann 1633 umgearbeitet worden ist.

Ein berühmtes „Kind der Gemeinde“ ist der Orgelbauer Arp Schnitger, der am 09. Juli 1648 in Golzwarden getauft wird. Er baut für seine Heimatgemeinde zwar keine neue Orgel, aber repariert und verändert das vorhandene Instrument 1697/1698. Außerdem baut er ein neues Gehäuse zum Selbstkostenpreis. Allerdings kann von seinem Instrument bis auf einige Teile des Gehäuses nichts erhalten werden.

Die Orgel erhält 1912 durch Johann Martin Schmid (Oldenburg) ein neues pneumatisches Innenleben, das wiederum 1965 durch ein Werk Alfred Führers (Wilhelmshaven) mit Schleifladen und mechanischer Traktur ersetzt wird.


Anm.: originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).

Disposition:

(22 / HW/BW/Ped)

Hauptwerk

Brustwerk

Pedal

 

Principal

Rohrflöte

Oktave

Gedacktflöte

Nasat

Oktave

Mixtur

Zimbel

Trompete

8

8

4

4

22/3

2

4f. 11/3

3f.

8

 

Gedackt

Blockflöte

Principal

Sesquialtera

Quinte

Scharff

Regal

8

4

2

2f.

11/3

3f.

8

 

Subbass

Oktave

Oktave

Rauschpfeife

Posaune

Trompete

16

8

4

3f.

16

8

 


Technische Angaben:

 

Manualumfang:
Pedalumfang:
Koppeln:
Tremulant:

C – f'''

C – f'

BW/HW, HW/Ped, BW/Ped

im BW


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1635

Kauf einer Orgel von der Lambertikirche in Oldenburg, vermutlich vor 1570 von den Gebrüdern Slegel (Zwolle, NL) gebaut.

 

 

1636

Diese Orgel wird wahrscheinlich durch Gerd Kröger (Oldenburg) in Golzwarden aufgestellt, renoviert und „wohlzugerichtet“ (sprich auch erweitert). Als das Instrument Michaelis 1636 eingeweiht wird, verfügt es vermutlich über 15 Register auf zwei Manualen (vgl. Inventarium von 1676).

 

 

164850

Constantin Ibach (Stade) ergänzt die Orgel um ein Pedal mit vier Registern, liefert einen neuen Balg und bringt die Orgel auf Chormaß. An den Arbeiten beteiligt ist auch der Vater Schnitgers, der Tischler Arp Schnitger Senior aus Schmalenfleth.

 

 

1676

Das Inventarium der Kirche benennt die Orgel „eine gute Orgel von 19 Stimmen“ auf zwei Manualen und Pedal.

 

 

1698

Umbau der Orgel mit neuem Gehäuse, neuer Hauptwerkslade, einigen neuen Stimmen und neuen Klaviaturen durch Arp Schnitger (Hamburg): Verlagern der Orgel von der Nordseite auf eine neue Empore im Westen, 20 Register auf zwei Manualen und Pedal. Im Patrimonialbuch von 1700 heißt es:

Solche vom Hochlöbl. Consistorio erlaubte Umbsetzung und reparirung dieser gantz verfallenen Orgel hat der kunstberühmter  Orgel Bauer Arp Schnitcher in Hamburg seßhafft undt in Schmahlenfleth bürtig mit sonderbahren fleiß und dexterität fürgenommen, die Balgen, Windt Laden, Pfeiffen undt gantze Structur der Orgel also geändert verbeßert und vermehret, daß fast ein gantz Neu werck auß der Alten Orgel geworden ist.“

 

 

1912

Neubau durch Johann Martin Schmid (Oldenburg) im alten Gehäuse und unter Verwendung alten Pfeifenmaterials, 19 Register auf zwei Manualen und Pedal.

 

 

1925

Neue Prospektpfeifen aus 87% Zinn durch die Gebrüder Rohlfing (Osnabrück).

 

 

1965

Neubau im alten Gehäuse durch Alfred Führer (Wilhelmshaven).

 

 

2019

Bei einem Kirchenbrand am 04. Juli 2019 wird die Orgel unter anderem durch Löschwasser geschädigt und danach zunächst ausgebaut.

 


(Stand: 22.02.2020; Literatur und Quellen: Die Orgelsachverständige der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg; Walter Kaufmann: Die Orgeln des alten Herzogtums Oldenburg, Oldenburg 1962; Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule, Kassel 1974; Fritz Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Wilhelmshaven 2008; Cornelius H. Edskes/Harald Vogel: Arp Schnitger und sein Werk, Bremen 2013; Konrad Küster: Arp Schnitger, Kiel 2019; Auskunft der Kirchengemeinde – Pfarrer Dirk Jährig, 22.09.2009)

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