Celle, Stadtkirche St. Marien

Orgel von Rowan West (19971999) im historischen Gehäuse von Hermann Kröger (1653)

Navigation: An der Stadtkirche 8, 29221 Celle

Die erste Orgel der Stadtkirche in Celle wird wohl im 15. Jahrhundert im nördlichen Seitenschiff über der Sakristei aufgestellt. Die heute zu sehende Orgel stammt jedoch aus dem Jahr 1653 – erbaut von Hermann Kröger und Berend Hus. Der prachtvollen Orgelprospekt (die künstlerische, verzierte Vorderseite der Orgel) wird von Ahrend Schultze aus Hoya und Andreas Gröber aus Osterode geschnitzt. Die Orgel erhält 1687 zusätzlich zum Hauptwerk, Rückpositiv und Pedalwerk ein Brustwerk. Die reiche Vergoldung des Instruments hingegen erfolgt 1697 sowie wohl auch die ungewöhnliche Bemalung der Orgelpfeifen.

Bis 1912 bleibt die Barockorgel fast unverändert, lediglich die Windladen werden 1834 ausgetauscht. Mit dem Bau des Kirchturms erscheint das Werk jedoch nicht mehr Zeitgemäß. Es wird abgerissen und durch ein neues, spätromantisch geprägtes Instrument der Firma Furtwängler & Hammer ersetzt. Der Denkmalpflege hat Celle jedoch den Erhalt der prachtvollen Fassade zu verdanken, hinter der die neue Orgel eingebaut wird.

Diese neue Orgel wird 1969 durch eine viermanualige Orgel der Firma Kleuker ersetzt. Bedingt durch die Stuckdeckensanierung von 1993 bis 1999 muss das Instrument allerdings abgebaut werden. Da der historische Orgelprospekt und das (künstlerisch eher mittelmäßige) Orgelwerk von 1969 viele Schäden aufweisen, wird sich für die Rekonstruktion der Orgel von 1687 entschieden.

Zwischen 1997 und 1999 wird das gesamte Orgelgehäuse durch den Orgelbaumeister Rowan West aus Ahrweiler in traditioneller Tischlerarbeit wiederhergestellt. Die historischen Teile werden freigelegt und restauriert. In den Bautechniken der Schule Arp Schnitgers wird das klingende Orgelwerk rekonstruiert. Die historischen Prospektpfeifen werden mit Zinnfolie foliert und dem Originalklang entsprechend restauriert. Durch ein zusätzliches Hinterwerk – das auch Musik anderer Stilepochen spielbar macht – besitzt die Orgel nun 49 klingende Register und ist über drei Manuale und Pedal spielbar.

Zum Videoportrait (6 min.): Martin Winkler im Gespräch.

Die Orgel ist auf der NOMINE-CD „Orgellandschaften“ zu hören. Ausschnitte sind auf der Seite unseres Partnershops jpc zu hören. Bitte hier klicken, um zum jpc-Partnershop zu gelangen.


Anm.: originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen
in römischen Zahlen.

Disposition:

(49 / RP/OW/BW/HW/Ped)

Rückpositiv I

Oberwerk II

Brustwerk III

 

Principal

Quintadena

Gedackt

Rohrflöte

Octava

Waldflöte

Sesquialtera

Scharff

Dulcian

Krummhorn

Tremulant

4’

8’

8’

4

2’

2’

II

IV

16’

8’

 

Principal

Quintadena

Gemshorn

Rohfflöte

Octava

Coppelflöte

Quinta

Superoctava

Mixtur

Trumeten

Vox humana

8’

16

8’

8’

4’

4’

3’

2’

V–VI

8’

8’

 

Gedact

Blockflöte

Oktava

Tertia

Quintflöte

Trechterregal

Schalmey

8’

4’

2’

13/5

11/2

8’

4’

 


Hinterwerk IV


Pedal

 

Principal

Traversflöte

Viola da Gamba

Octava

Gedeckflöte

Nasat

Querflöte

Tertia

Trumeten

Hobo

Mixtur

8’

8’

8’

4’

4’

3’

2’

13/5

16

8’

IV 1’

 

Principal

Subbaß

Octava

Gedecktbaß

Octava

Mixtur

Posaune

Trumeten

Trumeten

Cornet

16’

16’

8’

8’

4’

VI

16’

8’

4’

2’

 

 


Technische Angaben:

 

Manualumfang:

Pedalumfang:

3 Manuale:

C – f'''

C – f'

3. Manual für HW und BW


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1400

Erste Erwähnung einer Orgel bereits vor 1400, die oberhalb der Sakristei steht und „hydraulier sive organiste“ gespielt wird.

 

 

1550

Orgelneubau durch den Meister Harmen aus Braunschweig.

 

 

1558

Umbau der Orgel.

 

 

163437

Berichte über den Hoforganist Delphin Strungk.

 

 

1653

Stiftung einer neuen Orgel durch Herzog Christian Ludwig. Das Werk stammt von Harmen Kröger (Minden), (dessen Geselle Berend Hus ist, später der Lehrmeister von Arp Schnitger). Der Prospekt ist von Arent Schulze (Hoya).

 

 

168587

Erweiterung der Orgel durch Martin Vater. Peter Christian Limmer (Celle) gibt dem Prospekt die heutige Gestalt.

 

 

183435

Renovierung und Umbau der Orgel durch den Hoforgelbaumeister Ernst Wilhelm Meyer (Hannover).

 

 

1913

Abbruch der alten Orgel. Nur der Prospekt mit den 192 Pfeifen bleibt erhalten. Neubau durch die Firma P. Furtwängler & Hammer (Hannover).

 

 

1948

Dispositionsveränderung durch Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen).

 

 

1969

Neubau durch Detlef Kleuker (Brackwede) unter Wiederverwendung des alten Prospekts.

 

 

199799

Rekonstruktion nach den Plänen von 1685 bis 1687 mit Ergänzung eines zusätzlichen Hinterwerks durch Rowan West (Ahrweiler). Restaurierung des Prospekts durch die Firma Kummer (Sarstedt).

 


(Stand 24.05.2020; Literatur und Quellen: Internetseite Kirchengemeinde Celle http://www.stadtkirche-celle.de/orgel.html; Gemeinde Internet: www.stadtkirche-celle.de)

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