Orgel von Hermann Hillebrand (1971–1973) im historischen Gehäuse von Hinrich Just Müller (1774/75)
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In der Kirche St. Johannes der Täufer in Engerhafe befindet sich eine Orgel mit einem wertvollen, prächtigen, spätbarocken Prospekt (der künstlerischen, verzierten Vorderseite der Orgel) von Hinrich Just Müller mit den originalen Prospektpfeifen. Er zeigt die typische, siebenteilige Gliederung, wie sie beispielsweise auch bei den Müller-Prospekten in Remels, Manslagt und Wittmund zu finden ist.
Besonders kostbar sind die ganz alten unter den Prospektpfeifen, die noch die spätgotische Labienform mit den Eselsrücken (spätgotischen Bogenformen – wie der Name vermuten lässt – an die Form des Rückens eines Esels angelehnt) aufweisen. Die Prospektpfeifen werden im Jahr 1972 weitestgehend wieder klingend gemacht und gehören nun alle zum Prinzipal 8’ (ursprünglich gehören die Prospektpfeifen des Mittelturms zur Quintadena 16’ – wie in Manslagt und Wittmund).
Anm.: originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).
Disposition:
(9 (14) / HW/BW/angeh. Ped)
Hauptwerk | Brustwerk (vakant) | ||||||
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Prinzipal Quintade Gedackt Oktave Gemshorn Quinte (Nasat) Oktave Mixtur Trompete | 8’ 16’ 8’ 4’ 4’ 22/3’ 2’ 5–6f. 8’ |
| o (P) n * n * ++ + n n n n * |
Pedalumfang: Stimmung: |
C – d' (angeh. ans HW) ungleichschwebend (Werckmeister) | ||
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P * + ++ n | = = = = = | Prinzipal 8’ B/D 1870 1909 1973 | Prospekt Bass und Diskant
Firma Gebr. Rohlfs Firma Furtwängler & Hammer Firma Hillebrand (neu) |
Bau-/Restaurierungsgeschichte
1550 | Erste Erwähung eines Organisten. |
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1552–55 | Pflege der Orgel durch „Meester Johann de Orgelmaker“. |
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1556–75 | Pflege durch den Orgelmacher Ocko. |
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1594 | Reparatur der Orgel durch den Meister Ulrich (van Sneek) ab 1594. |
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1621/22 | Reparatur durch Johannes Millensis (Jever). |
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1671/72 | Reparatur durch Johannes Pauly (Oldersum). |
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1715 | Reparatur durch Joachim Kayser (Jever). |
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1774/75 | Neubau der Orgel durch Hinrich Just Müller (Wittmund) mit Hauptwerk (neun Register), Brustwerk (vier Register) und angehängtem Pedal. |
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1776 | Abnahme durch die Organisten Wiedeburg (Norden) und Wiemers (Hage). |
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1868–70 | Abbruch der Chormauer im Osten und Versetzung der Orgel auf die Westempore: dabei Erweiterung um ein selbständiges Pedal von drei Registern und Dispositionsänderungen durch die Firma Gebr. Rohlfs (Esens). Abnahme durch den Organisten Grundmann (Norden). |
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1908/09 | Neubau einer pneumatischen Taschenladenorgel im alten Gehäuse durch die Firma Furtwängler & Hammer (Hannover) mit elf Registern im ersten Manual, fünf im zweiten und drei Registern im Pedal. |
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1971–73 | Neubau der Orgel im historischen Gehäuse von 1775 und in der entsprechenden Bauweise durch Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen) unter Wiederverwendung auch der alten Prospektpfeifen (teils 1775, teils noch wesentlich älter), des Gemshorns 4’ (1870), der Oktave 4’ (1909) und des Magazinbalgs nach der Disposition von 1775 (mit Ausnahme des Gemshorns 4’ – statt Siff-Flöte 11/3’). Aus Kostengründen bleibt das Brustwerk zunächst noch vakant (frei, offen). |
(Stand 29.04.2022; Literatur und Quellen: Reinhard Ruge)