Orgel von Jost Sieburg (1642/43)
Navigation: Wehrstraße 1, Westerhusen
Die ev.-ref. Kirche in Westerhusen wird als rechteckiger gotischer Saalbau aus Backsteinen mit einem östlichen Dachreiter und einem im Südosten freistehenden Glockenturm errichtet. Die Nordwand entsteht als ältester Bauteil in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. In ihr sind noch drei vermauerte Rundbogenfenster und zwei vermauerte Rundbogentüröffnungen zu erkennen. So wie diese Öffnungen werden nach der Reformation ebenfalls der Eingang und das Fenster im Westen geschlossen. Die höher aufsteigende Südwand wird vermutlich zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der heute erhaltenen Form umgestaltet. Hier finden sich fünf Spitzbogenfenster mit schrägen Leibungen (Innenseiten einer Decken- oder Wandöffnung, häufig bei Bögen) so wie ein neuerer Vorbau mit einer Rundbogentüröffnung. Außer diesem Südportal befindet sich noch eine Tür auf der Nordseite – vermutlich für die Burgbewohner bestimmt.
Auffällig schlicht gestaltet ist das Innere der Kirche. Die Wände sind weiß getüncht, die Fenster mit klarem Glas versehen und es ist kein Altar vorhanden – auch kein Kreuz. Der Gang der Kirche ist mit „Bremer Floren“ ausgelegt. In der Mitte des Gangs steht ein alter Taufstein aus Sandstein, der sich vom Stil her in das 17. Jahrhundert einordnen lässt. An der Südwand der Kirche ist die Kanzel befestigt. Eine Inschrift zeigt die Buchstaben „H. B. F.“ und das Erbauungsjahr „1642“. Am Westgiebel, befinden sich noch die Epitaphien (Grabinschriften oder Grabdenkmal in einer Kirche) der Familie Conring. Diese quadratischen Holzschilder sind an der Spitze aufgehängt und mit Wappen und am Rand mit umlaufender Beschriftung versehen. Im Osten des Kirchenschiffs befindet sich eine später eingebaute Empore. Links neben der Orgel steht eine eichene, fein geschnitzte Bank der Familie Gronewold aus dem Jahr 1777. Von der Orgelempore führen zwei Stiegen (Treppen) herab zum Chor, an dessen Ostseite das neu restaurierte Patronatsgestühl aus der Zeit um 1575 steht. Zu den beiden Seiten des Gestühls bewegen sich die Sandsteingewichte der alten Turmuhr, die oben auf dem Kirchenboden montiert ist. Wahrscheinlich wird das Werk zwischen 1650 und 1720 hergestellt. Das Uhrwerk, das noch täglich von Hand aufgezogen wird, betätigt stündlich die Schlagglocke, die sich im Dachreiter des Gotteshauses befindet. Im Boden des Chorraums befinden sich noch mehrere Grabsteine. Sie stammen aus dem 17. Jahrhundert und sind aus belgischem Syenit gefertigt. Der Westerhuser Glockenturm gehört zum geschlossenen Typus und ist der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zuzuordnen.
Die Orgel hat einen intensiven Klang mit einer durchdringenden Schärfe. Die Farbgebung des Prospekts (der künstlerischen, verzierten Vorderseite der Orgel) in Blau, Rot, Schwarz und Gold erfolgt durch den Malermeister Jaspers aus Groß Midlum. Die Orgel verfügt über sieben Register und ein angehängtes Pedal. Zwei seitliche Flügel verleihen ihr in aufgeklapptem Zustand eine größere Breitenwirkung.
In der Passions- und Adventszeit als Bußzeiten im Kirchenjahr wird die Orgel früher zugeklappt. Den oberen Rahmen ziert ein Vers aus Eph 5, 19: „Singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen“ und im unteren Rand des Orgelprospekts ist Psalm 150, 1 in einer leichten Abwandlung angebracht: „Lobet den Herren mit Saiten und Orgel“.
Anm.: originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen in römischen Zahlen.
Disposition:
(7 / I/angeh. Ped)
Manual | Technische Angaben: | ||||||
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Praestant Gedackt Ouintadena Octave Quinta Mixtur Trompete | 4’ 8’ 8’ 2’ 11/3’ IV 8’ |
| P, o o o o o o/r o | Manualumfang: Pedalumfang: Winddruck: Tonhöhe: Stimmung: Klaviaturen: Windlade: Magazinbalg: Cimbelstern: | C – c''' C – e (angehängt) 76mmWS etwas über 1/2Ton über normal rein mitteltönig r r r r | ||
Pfeifenwerk: | |||||||
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o r | = = | 1642/1643 1955 | Jost Sieburg: mit Material um 1500, in die Mensur umgearbeitet Ahrend & Brunzema (restauriert) |
Bau-/Restaurierungsgeschichte
1640 | Kurz vor der Erbauung der Orgel wird in Ostfriesland im Gottesdienst um ca. 1640 die Praxis eingeführt, den Gemeindegesang mit einer Orgel zu begleiten. |
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1642–43 | Zur Entstehung der Orgel steht im Westerhuser Kirchenbuch, dass der „wohlerfahrene und sehr kunstreiche Meister Joest Sieboch von Göttingen am 16. November 1642 angefangen hat, die alte Orgel abzunehmen und anstatt derselbigen gegenwärtige ganz neu gebaut und am 24. März 1643 löblich vollendet und vollkommen verfertigt hat“. |
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1647 | Die Orgel wird bemalt und vergoldet. |
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1875 | Das Instrument bleibt unverändert, bis der Orgelprospekt weiß gestrichen wird. Auch alle Inschriften verschwinden. |
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1955 | Die Orgel wird mit ihrer bemerkenswerten und klanglich sehr gut erhaltenen Renaissancetrompete restauriert. Sie gilt als eines der ältesten erhaltenen Trompetenregister überhaupt. Bei der Restaurierung wird die Orgel wieder in die alte terzenreine und mitteltönige Temperatur eingestimmt. Ihren Klang und ihr heutiges Aussehen verdankt sie einer Überarbeitung durch die Orgelbaufirma Ahrend und Brunzema aus Loga. Bei den Bauarbeiten stellt sich heraus, dass der Orgelstuhl noch gotischen Charakter besitzt. |
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Heute | Die Westerhuser Orgel gehört zu den berühmtesten Orgeln dieser Gegend. |
(Stand 22.05.2020; Literatur und Quellen: http://h846962.serverkompetenz.net/Gemeinden/Hinte/KircheWesterhusen. html, Abrufdatum 23.12.2009; www.wikipedia.de, Abrufdatum 23.12.2009)