Stade, St. Wilhadi

Orgel von Erasmus Bielfeldt (1736)

Navigation: Wilhadikirchhof 10, 21682 Stade

Die Erasmus-Bielfeldt-Orgel in St. Wilhadi besitzt eine lange Vorgeschichte. Schon für das Jahr 1322 ist in St. Wilhadi eine Orgel bezeugt. Ein Blitzschlag vernichtet 1724 den Kirchturm und eine Schnitger-Orgel, weshalb im Dezember 1730 das Kirchenkollegium der Stadt Stade und die Juraten der Kirche St. Wilhadi einen Neubaukontrakt mit Erasmus Bielfeldt (Celle/Bremen) schließen. Bielfeldt lässt sich daraufhin in Stade (seiner wahrscheinlichen Geburtsstadt) nieder und im Januar 1736 wird die neue Wilhadi-Orgel eingeweiht. Es erfolgt von 1987 bis 1990 eine umfangreiche Restaurierung des Orgelwerks durch Jürgen Ahrend (Leer-Loga).


Anm.:
originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).

Disposition:

(40 / HW/OW/BW/Ped)

Hauptwerk

Positiv

Pedal

 

Principal

Quintatön

Octave

Viola da Gamba

Gedact

Octave

Nashat

Octave

Mixtur

Cimbel

Trompete

Trompete

16’

16’

8

8

8

4

3

2

4–6f.

3f.

16

8

 

A

B

B

A/B

B

B

B

B

A

A

B

B

Octave

Rohrflöte

Quintadena

Octave

Quinte

Octave

Sesquialtera

Scharf

Fagott

Vox humana

8

8

8

4

3

2

2f.

3–4f.

16

8

 

B/A

A/B

B

B

B

A

A

A

B

A

Principal

Subbaß

Octave

Octave

Rauschquinte

Mixtur

Posaune

Trompete

Trompete

Trompete

16

16

8

4

2f.

4–5f.

16

8

4

2

 

A/B

B

B

B

B

A

B

B

A

A

 


Brustwerk


Pfeifenwerk:

 

Flute douce

Octave

Flute douce

Superoctave

Quinte

Scharf

Dulcian

Schalmey

8

4

4

2

11/2

3–4f.

8

4

 

B

A

B

B/A

A

A

B

A

B

A

=

=

1736

1990

Erasmus Bielfeldt

Jürgen Ahrend

 


Technische Angaben:

 

Manualumfänge:

Pedalumfang:

Winddruck:

Tonhöhe:

Stimmung:

Koppeln:

Tremulant

2 Zimbelsterne

C, D – c’’’

C, D – d’

81mmWS

a = 473 Hz, g = 418, 4 Hz bei 11 °C

Werkmeister II (modifiziert)

Manualschiebekoppel: BW/HW


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1322

Es sind bereits erste Hinweise auf eine Orgel in St.Wilhadi überliefert. Von dem Instrument selbst sind keine Details bekannt, aber zu ihrem Erbauer: Sein Name lautet „Berthold“ und sein Beruf ist Babier. Neben Orgeln in Verden, Lübeck und Ratzeburg gehört die Stader Wilhadi-Orgel mit zu den ganz frühen Zeugnissen des mittelalterlichen Orgelbaus in Norddeutschland. Weiteres ist über die Orgeln in St. Wilhadi bis ins 17. Jahrhundert allerdings nicht bekannt.

 

 

1659

Bei dem großen Stadtbrand Stades verbrennt auch eine Orgel in St. Wilhadi.

 

 

1673

Berendt Huß beginnt mit dem Neubau einer Orgel.

 

 

1676

Die Arbeiten verlaufen unter der Leitung von B. Huß bis er 1676 stirbt und in St. Wilhadi bestattet wird.

 

 

1678

Danach führt Arp Schnitger den Bau selbstständig weiter und vollendet schließlich die Orgel. Die Disposition der Orgel (mit 46 Registern auf drei Manualen und Pedal) ist noch heute in Schnitgers Handschrift im Pfarrarchiv Basedow (Mecklenburg) erhalten.

 

 

1682

Schnitger verlegt seine Werkstatt nach Hamburg.

 

 

1712

Diese Orgel wird beim dänischen Bombardement beschädigt.

 

 

1713/14

Arp Schnitger stellt das Instrument wieder her.

 

 

1724

Die Orgel Schnitgers wird im mitsamt des Kirchturms durch einen Blitzschlag vollständig zerstört, „sodaß man das Zinn aus den Gräbern“ suchen muss.

 

 

1731

Der aus Stade stammende Orgelbauer Erasmus Bielfeldt beginnt mit dem Bau einer neuen Orgel.

 

 

1735

Die Arbeiten gehen bis in den November hinein.

 

 

1736

Die Orgel wird am 10. Januar eingeweiht.

 

 

1800

Die Orgel wird in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und im der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunächst durch Georg Wilhelm Wilhelmy und dann durch seinen Sohn Georg Wilhelm – beide in Stade tätig – gepflegt.

 

 

1875/76

Der Orgelbauer Heinrich Röver (Stade) führt Reparaturen und eine Umdisponierung der Orgel durch.

 

 

1894

Röver baut einen Schwellkasten um das Hinterwerk. Diese Arbeiten bedeuten einen ersten entscheidenden Eingriff in die Konzeption der Bielfeldt- Orgel.

 

 

1917

Die sichtbaren zinnernen Prospektpfeifen müssen für Zwecke der Kriegswirtschaft abgegeben werden.

 

 

1920

Die fehlenden Prospektpfeifen werden durch neue Pfeifen aus Zink ersetzt.

 

 

1937

Es beginnen Arbeiten, die der damaligen Zeit entsprechen: Das Hinterwerk wird zu einem Rückpositiv umgebaut und manche Register werden umfunktioniert. Das Rückpositiv wird ohne ein Gehäuse im Rücken des Spielers auf die Empore gestellt.

 

 

196163

Erst bei weiteren verändernden Umbauten bekommt das Rückpositiv ein Gehäuse, dass in die Brüstung der Empore eingegliedert wird. Das Ergebnis ist jedoch unzufriedenstellend und aus heutiger Sicht muss diese Restaurierung als verfehlt angesehen werden.

 

 

1990

Eine Restaurierung durch die Orgelbauwerkstatt Jürgen Ahrend (Leer/Ostfriesland) wird beendet. Diese wird auf der Grundlage der großen Orgelbaukunst der Barockzeit durchgeführt und bringt die Orgel in technischer wie in klanglicher Hinsicht wieder in einen Zustand, der dem der Erbauungszeit entspricht. Neben der Bielfeldt-Orgel in Osterholz-Scharmbeck ist nun wieder das zweite erhaltene Instrument von Erasmus Bielfeldt in seiner alten, farbigen Klanglichkeit zu hören.

 


(Stand 25.02.2022)

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