Orgel von Alfred Führer (1966)
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Als am 01. Oktober 1959 die alte Stadtkirche in Jever – eine Schöpfung der Barockzeit – bis auf die Grundmauern niederbrennt, muss eine neue Kirche gebaut werden. Dieser Herausforderung stellt sich der Architekt Prof. Dieter Oesterlen (Hannover/Braunschweig). Er schafft ein Bauwerk, bei dem sich Altes und Neues miteinander verbinden sollten. So greift die Grundform der Kirche auf das griechische Kreuz der alten Stadtkirche zurück, dem modernen Baustoff Beton steht traditionelles Ziegelmauerwerk gegenüber, und die gefaltete Dachkonstruktion korrespondiert in ihren Giebeln mit den Häusern, die den Kirchplatz umgeben. Durch die besondere Gestaltung des Eingangsbereichs, bei dem die Portale (der hervorgehobene Eingang) der alten Stadtkirche Verwendung finden, gelingt es sogar, den aus früherer Zeit stammenden Chorraum mit dem Edo-Wiemken-Grabmal mit dem neuen Gebäude zu verbinden. Der Altarstein aus grauem Granit stammt aus Oberitalien und das vier Meter hohe Stahlkreuz vor der Stirnwand wird von dem Berliner Kunstschmied Fritz Kühn gefertigt. Zu den wenigen Ausstattungsgegenständen, die aus der alten Stadtkirche erhalten sind, gehört der barocke Taufstein auf der linken Seite des Altars.
Die Orgel in der Stadtkirche ist mit 48 Registern auf drei Manualen und Pedal eine der größten der oldenburgischen Kirche. Sie wird von der wilhelmshavener Orgelbaufirma Alfred Führer im Jahr 1966 in die kurz zuvor neu errichtete Stadtkirche eingebaut. Die klare optische Gestalt stammt von dem Architekten der Kirche und fügt sich gut in den Kirchraum ein. Die Disposition schafft der damalige Kirchenmusiker Günter Maurischat. Die Orgel wird 2006 von der Firma Bartelt Immer (Norden) generalüberholt und in diesem Zusammenhang können zwei Register ausgetauscht werden. Als neues Register folgt 2007 ein Untersatz 32’. Die Orgel besitzt nun zwei Register-Steueranlagen: Neben der neuen Anlage mit 7000 Kombinationen (amerikanisches Prinzip) bleibt die originale (deutsche) Setzeranlage mit sechs Setzern erhalten.
Anm.: originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).
Disposition:
(48 / HW/SW/RP/Ped)
Hauptwerk | Schwellwerk | Rückpositiv | |||||||||
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Bordun Principal Spitzflöte Oktav Gedacktflöte Quinte Oktav Sesquialtera Mixtur Zimbel Trompete Trompete | 16’ 8’ 8’ 4’ 4’ 22/3’ 2’ 2f. 6f. 11/2’ 3f. 2/3’ 16’ 8’ |
| + | Viola da Gamba Holzgedackt Principal Koppelflöte Nasat Hohlflöte Gemshorn Mixtur Scharff Dulcian Oboe Schalmey | 8’ 8’ 4’ 4’ 22/3’ 2’ 13/5’ 5f. 2’ 4f. 1/2’ 16’ 8’ 4’ |
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| Metallgedackt Quintade Principal Rohrflöte Oktave Blockflöte Quinte Oktave Terzian Scharff Mixtur Krummhorn | 8’ 8’ 4’ 4’ 2’ 2’ 11/3’ 1’ 2f. 4f. 2/3’ 8’ | ||
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Untersatz Principal Subbass Oktav Rohrgedackt Oktave Gemshorn | 32’ 16’ 16’ 8’ 8’ 4’ 4’ |
| ++ | Dolkan Rauschbass Mixtur Posaune Trompete Clarine | 2’ 3f. 6f. 22/3’ 16’ 8’ 4’ |
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* + ++ | = = = | Rauschbass 2007 | Zusammensetzung: 3f. 51/3’+31/5’+22/7’ Bartelt Immer | ||||||||
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Manualumfang: Spieltraktur: Registersteuerung: Setzeranlage: 7000fache Setzerkombination: Tremulant: Schleifladen | C – g''' C – f' SW/HW, RP/HW, HW/Ped, SW/Ped, RP/Ped, SW/RP: + mechanisch elektrisch mit 6 Setzerkombinationen elektronisch, mit Sequenzer und Crescendowalze: + im SW und RP |
Bau-/Restaurierungsgeschichte
1714 | Neubau einer Orgel durch Gerhard von Holy (Jever): Verwendung von Registern aus dem Instrument von 1597 (Marten de Mare), HW/BW/OW/Ped mit 32 Registern, Tremulant und Koppel für zwei Klaviere, Tonumfang: Manuale C, D, E – c''', Pedal C, D, E – d'. |
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1728 | Große Teile der Kirche mitsamt der Orgel werden durch einen Brand zerstört. |
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1756 | Neubau der Orgel durch Johann Adam Berner: HW/BW/OW/Ped mit 42 Registern, vier Sperrventile, ein Tremulant auf das ganze Werk wirkend, Manualschiebekoppel Brustwerk ans Haupt-Manual, Kammerton, vermutlich gleichschwebende Temperatur, Winddruck 35mmWS, acht Bälge (9’ x 41/2’), Tonumfang: Manuale C – c''', Pedal C – d'. |
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1864 | Kostenanschlag von der Firma Philipp Furtwängler & Söhne (Elze) über einen Umbau der Orgel und einer Beschreibung des vorhandenen Instruments, bei der er besonders die Temperatur der Orgel bemängelt: „…, aber noch weit auffallender ist die Temperatur der Orgel, nicht bloß mangelhaft, sondern ganz verwerflich und falsch. Bei dieser Temperatur der Orgel ist es auch durchaus nicht möglich aus allen Tonarten zu spielen.“ Daraus ist zu schließen, dass die Orgel zu diesem Zeitpunkt keine gleichschwebende Temperatur besitzt. Außerdem schlägt Furtwängler den Bau von vier neuen Schleifladen für das Pedal vor – vermutlich wegen der Einrichtung von Forte- und Piano-Pedal – die mittels Tritte über der Pedalklaviatur eingeschaltet werden sollen. Nach der gleichen Disposition reicht der Orgelbauer Schmid II (Oldenburg) am 17. Mai 1864 einen Kostenanschlag ein. Auch er beschreibt die vorhandene Orgel und baut schließlich das Instrument um: 41 Stimmen (davon 31 aus der alten Orgel), dreimanualig, Forte- und Piano-Pedal, Manual III im Schwellkasten, Schiebekoppel III/I, Pedalkoppel I, Manualumfang C – c''', Pedalumfang C – d'. |
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1934 | Beginn der Orgel-Restaurierung nach dem Gutachten und Plan von Dr. Schütte durch Alfred Führer (Wilhelmshaven): HW/BW/OW/pneumatisches Pedal, 38 Stimmen. |
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1949 | Einweihung der fertiggestellten Orgel am 06. Februar durch Pt. Schröder und Landesbischof Stählin, Abnahme der Orgel durch Dr. Schütte, HW/BW/OW/P mit 43 Stimmen, Manualumfang C – c''', Pedalumfang C – f', Tremulant im OW, Koppeln OW/HW, BW/HW, HW/Ped, Einbau einer mechanischen Schleiflade für das Pedal C – f'. Herabsetzen des Windladendrucks auf 72mmWS. |
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1957 | Einbau einer neuen Mixtur sechsfach laut Kostenanschlag vom 19. September 1956 von Alfred Führer. |
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1959 | Die Kirche und Orgel werden am 01. Oktober durch ein Feuer zerstört. |
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1966 | Neubau durch Alfred Führer (Wilhelmshaven). |
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1981 | Reinigung der Orgel und Einbau neuer Schleifenzugmagnete durch Firma Führer (Wilhelmshaven). |
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1986 | Reinigung der Orgel nach dem Einbau neuer Kirchenfenster durch die Firma Führer, Einbau einer neuen Spitzflöte 8’ im Hauptwerk anstelle von Rohrflöte 8’. |
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2000 | Erneuerung der Lederpulpeten und Ventilbeläge durch die Firma Führer. |
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2006 | Generalreinigung, Einbau einer zusätzlichen 7000fachen elektronischen Setzerkombitation, Einbau von Bordun 16’ anstelle von Quintade 16’ und Erneuerung der Zimbel im Hauptwerk, sowie Austausch der Schleifenmotore gegen Magnete durch Bartelt Immer (Norden). |
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2007 | Zusätzlicher Einbau von Untersatz 32’ durch Bartelt Immer. |
(Stand: 27.02.2020; Literatur und Quellen: Walter Kaufmann: Die Orgeln des alten Herzogtums Oldenburg, Oldenburg 1962; Fritz Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln im Gebiet der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Wilhelmshaven 2008; www.stadtkirche-jever.de)