Jade, Trinitatiskirche

Orgel von Johann Dietrich Busch (1739)

Navigation: Kirchweg 10, 26349 Jade

Die aus dem 16./17. Jahrhundert stammende Trinitatiskirche in Jade wird als Saalkirche mit Westturm gebaut. Das Kirchenschiff ist auf einem rechteckigen Grundriss mit polygonalem (vieleckigem) Chorabschluss errichtet. An den Gebäudeecken sind Mauerpfeiler integriert, die wie Strebepfeiler leicht ausgestellt sind und anhand der Vermauerung sind zwei Bauabschnitte erkennbar.

Der Glockenturm fügt sich an die westliche Giebelwand an und der Innenraum des Kirchenschiffs wird über hohe rechteckige Bleiglasfenster belichtet, die feingliedrig in Sandsteinelemente eingefasst sind. Die Erschließung aller Gebäudeteile erfolgt über die südliche Fassade. Über zwei Türöffnungen mit Segmentbogensturz gelangt der Besucher in den Kirchenraum und eine Türöffnung führt in den Turm.

Ein flach gedeckter Innenraum erstreckt sich über weite Teile des Kirchenschiffs. Abweichend davon bietet im westlichen Teil eine gewölbte Holzdecke einerseits Platz und andererseits Klangentfaltung für die Orgel. Die Farbfassungen an der Decke, den Wänden und dem Inventar sind aufwendig rekonstruiert oder in Teilbereichen freigelegt. Der Inventar stammt aus unterschiedlichsten Epochen und bereichert den Innenraum.

Im Jahr 1667 erwirbt die Kirchengemeinde Jade eine Orgel mit elf Registern und wahrscheinlich einem angehängtem Pedal. Der Orgelbauer ist jedoch unbekannt. Arp Schnitger nimmt 1705 eine Reparatur vor und Johann Dietrich Busch (Itzehoe) erbaut von 1738 bis 1739 ein neues Orgelwerk, das am achten Sonntag nach Trinitatis (19.07.1739) eingeweiht wird. An ihm werden mit der Zeit dem Zeitgeschmack entsprechend viele Änderungen vorgenommen. Alfred Führer (Wilhelmshaven) erhält 1935 den Auftrag, die Orgel zu restaurieren. Gut 40 Jahre später macht sich Fritz Schild – die Firma Führer (Wilhelmshaven) – daran, eine Restaurierung der Orgel „nach den neuesten Erkenntnissen“ vorzunehmen.


Anm.: originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).

Disposition:

(21 / HW/BW/Ped)

Manualwerk

Brustwerk

Pedal

 

Principal

Rohrfloit

Octave

Quinta

Octave

Sesquialter

Mixtur

Trompete

Vox humana

8

8

4

3

2

1f.

4f. 1/2

8

8

 

B

F

B

F

B

F

F

F

F

Quintadena

Floit

Waldfloit

Octave

Scharff

Dulcian

8

4

2

2

3f. 1/3

8

 

o

o

F

B

F

F

Subbass

Principal

Octave

Mixtur

Posaune

Trompete

16

8

4

4f. 1

16

8

 

W

B

o

F

B

F

 


Pfeifenwerk:

 

o

B

W

F

=

=

=

=

?

1739

1777

1977

vermutlich aus der Vorgängerorgel (original)

Johann Dietrich Busch

Johann Friedrich Wenthin

Firma Führer (Fritz Schild)

 


Technische Angaben:

 

Manualumfang:
Pedalumfang:

Stimmung:

Koppeln:

Tremulant:

CDE – c'''

CDE – d'

mitteltönig modifiziert

Manualschiebekoppel

für das BW


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1667

Die Gemeinde erwirbt eine vermutlich erste Orgel (Erbauer nicht bekannt) mit elf Manualregistern und wahrscheinlich einem angehängtem Pedal.

 

 

1739

Bau einer neuen Orgel durch Johann Dietrich Busch (Itzehoe) mit 21 Registern auf zwei Manualen und Pedal, Manualkoppel und Tremulant.

 

 

1777

Umbauarbeiten durch Johann Friedrich Wenthin (Emden): Im Pedal ersetzt Wenthin wahrscheinlich die Mixtur 4f. und Cornet 4’ durch Subbass 16’ und Nasartquint 6’. Möglich ist auch, dass er im Manual Quinte 3’ durch eine Flöte 4’ ersetzt (Kontrakt vom 02.12.1776 – geplanter Arbeitsbeginn: Pfingsten 1777).

 

 

1815

Reparatur durch Gerhard Janssen (auch: „Johann Gerhard“) Schmid (Oldenburg): Einstimmen in „gleichschwebender Temperatur“.

 

 

1874

Reparatur durch Johann Claussen Schmid (Oldenburg):  Austausch von Registern: Viola di Gamba statt Sesquialtera, Dolce 4’ statt Waldflöte 2’, Salicional 8’ statt Scharff 3f. und Trompete 8’ im Pedal bleibt vakant.

 

 

1935

Restaurierung durch Alfred Führer (Wilhelmshaven): Die ursprüngliche Disposition wird weitgehend wiederhergestellt und elf neue Register werden eingebaut: im Manual: Rohrflöte 8’ statt Gedackt 8’, Nasat 22/3’ statt Flöte 4’, Sesquialtera statt Viola di Gamba 8’, neue Mixtur und neue Trompete 8’, Quinte 11/3’ statt fehlender Vox humana; im Brustwerk: Waldflöte 2’ statt Dolce 4’, Scharff statt Salicional 8’ und der fehlende Dulcian 8’; im Pedal: Mixtur 4f. statt Nasatquint 51/3’ und die fehlende Trompete 8’.

 

 

1977

Restaurierung durch Fritz Schild – die Firma Führer (Wilhelmshaven) – wobei die 1935 eingebauten Register durch neue, originalgetreu rekonstruierte Stimmen ersetzt werden. Der Magazinbalg wird beibehalten, die Traktur größtenteils original belassen.

 


(Stand: 27.02.2020; Literatur und Quellen: Die Orgelsachverständige der Ev.-luth. Kirche in Oldenburg; Walter Kaufmann: Die Orgeln des alten Herzogtums Oldenburg, Oldenburg 1962; Fritz Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln im Gebiet der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Wilhelmshaven 2008; www.ev-kirche-jade.de.)

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