Orgel von Reinhartt von Lampeler (1594), Harm Kröger (1642) und Christian Vater (1714)
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Die Kirche St. Aegidius in Berne ist ursprünglich ein einschiffiger Quaderbau aus Portasandstein aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts – davon sind die Nordwand der Kirche und der dreigeschossige Westturm erhalten. Gegen Mitte des 13. Jahrhunderts wird das Schiff in Backstein erhöht und nach Süden zur dreischiffigen Hallenkirche des westfälischen Übergangsstils erweitert. Die Hallenkirche ist in drei Querdächern eingedeckt mit einem Giebel aus Backstein mit steigenden Bogenblenden nach Norden und Süden. Der ursprünglich quadratische Chor wird im 14. Jahrhundert polygonal (vieleckig) erweitert. Wenn die Kirche durch das beeindruckende Säulenportal auf der Nordseite betreten wird, zeigt sich das Innere in drei mal drei quadratischen Jochen (dem Achsabstand zwischen zwei Säulen oder Pfeilern) überwölbt. Zu den Hauptausstattungsstücken gehören das groß angelegte Altarretabel (Altar, Altaraufsatz) – im Jahr 1637 von einem Schüler Ludwig Münstermanns geschaffen – die Kanzel (von gleicher Hand), der einmalige Taufengel von 1635 und die Orgel.
Eine älteres Instrument wird 1590 aus der Kirche St. Aegidius zu Berne entfernt und soll durch einen Neubau ersetzt werden. Nachdem die Arbeit eines namentlich nicht genannten Orgelbauers nicht die Zustimmung der Auftraggeber erfährt, wird 1594 Reinhartt von Lampeler, ein Orgelmacher aus Brabant, mit dem Bauvorhaben betraut. Das Instrument wird 1596 geliefert.
Im 17. Jahrhundert fügt Harm Kröger dem Instrument ein Rückpositiv und ein Pedalwerk hinzu und 1714 führt Christian Vater eine umfangreiche Reparatur aus, bei der er das Gehäuse erneuert. Eilert Köhler erweitert 1742 das Pedalwerk. Aber in einschneidender Weise verändert wird die Orgel 1793 durch Umbauarbeiten von Georg Wilhelm Wilhelmy. Nach weiteren Umbauten im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts werden 1960 durch Alfred Führer erste Schritte zur Wiederherstellung von dem Bauzustand des 18. Jahrhunderts gemacht.
Anm.: originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).
Disposition:
(25 / HW/RP/Ped)
Hauptwerk | Rückpositiv | Pedal | |||||
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Principal | 8’ 16’ 8’ 4’ 3’ 2’ 2’ 4–6f. 11/3’ 8’ |
| Quintadena | 8’ 8’ 4’ 4’ 2’ 2’ 3f. 4f. 1’ 8’ |
| Principal | 16’ 8’ 4’ 2f. 2’ 16’ 8’ 4’ |
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Manualumfang: | C – f''' C – f' RP/HW, HW/Ped, RP/Ped |
Bau-/Restaurierungsgeschichte
1596 | Bau einer Orgel durch Reinhartt von Lampeler an der Nordwand des Chors: neun Stimmen auf einem Manual (F – a''), angehängtes Pedal? |
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1618 | Neue Bälge und neues Balghaus durch Christian Bockelmann (Lüneburg). Bockelmann baut auch einen neuen „Zinken oder Cornet“. |
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1626–28, 1635 | Es werden durch Johann Sieburg (Bremen) einige Reparaturen durchgeführt, bei denen auch neue Bälge eingebaut werden. |
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1642–43 | Erweiterung der Orgel durch ein Rückpositiv und Pedal von Harm Kröger. Dafür wird ab Mai 1642 ein Orgelboden im Westen der Kirche errichtet. Die Orgel hat danach neun Register im Hauptwerk (F – a''), neun Register im Rückpositiv (CDEFGA – c''' – Springlade) und fünf Register im Pedal (CDEFGA – d' – Springlade). |
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1690 | Joachim Kayser (Jever) verlegt die unter der Orgel befindlichen Bälge auf die „Schulprieche“ (Empore häufig mit extra Sitzplätzen vorne, die von den restlichen Plätzen getrennt sind und früher meistens von höheren Ständen verwendet worden sind) neben der Orgel. |
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1714 | Christian Vater (Hannover) repariert und erweitert die Orgel. Dabei orientiert er sich möglicherweise an einem Gutachten seines Lehrmeisters Arp Schnitger vom 10. Juli 1709: Vater baut eine neue HW-Schleiflade mit auf CDEFGA – c''' erweitertem Umfang sowie ein neues HW-Gehäuse. In den Manualwerken ersetzt er – wie von Schnitger vorgeschlagen – drei Register. Im Pedal belässt Vater es aber im Gegensatz zu Schnitgers Gutachten bei der Springlade und fünf (statt sieben) Registern. |
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1742 | Reparatur, Umbau und Erweiterung durch Eilert Köhler (Oldenburg): Erweiterung der Pedaltürme, neue Schleifladen (CDEF – d'). Neu im Pedal wie von Schnitger 33 Jahre zuvor empfohlen: Oktav 4’, Mixtur 4f., Trompete 4’ anstelle Cornet 2’. Neues Schnitzwerk an den Pedaltürmen. |
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1793 | Umbau durch Georg Wilhelm Wilhelmy (Stade). Wilhelmy entfernt das Rückpositiv aus der Brüstung und ersetzt es durch ein Hinterwerk mit neuer Schleiflade (CD – c'''). Er ergänzt und verändert das Gehäuse des Hauptwerks und erweitert seinen Umfang auf CD – c''' sowie den des Pedalwerks auf CD – d'. |
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1820 | Reinigung und Reparatur durch Johann Gerhard (auch: „Gerhard Janssen“) Schmid (Oldenburg). Dabei Einrichtung einer „gleichschwebenden Temperatur“. |
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1847/48 | Reparaturen durch Johann Claussen Schmid (Oldenburg). |
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1893 | Umbau durch Johann Martin Schmid (Oldenburg): Teilweise Erneuerung der Mechanik der Manuale. Neue Mechanik für das Pedal. Neue Klaviaturen, neue Koppeln, sechs neue Register und Ergänzung des Tons CIS im Pedal. |
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1930 | Reparatur und Umbau durch die Firma Furtwängler & Hammer (Hannover): Einbau einer elektrischen Gebläseanlage, Instandsetzung eines Keilbalges, Tieferstimmung der Orgel durch Umhängen der Abstrakten und Ergänzung des Tons CIS in den Manualen. |
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1960 | Reparatur und Umbau durch Alfred Führer (Wilhelmshaven): Aus dem Hinterwerk wird wieder ein Rückpositiv (mit neuem Gehäuse). Führer baut neue Spiel- und Registertrakturen und erneuert die Windversorgung. „Die Disposition wurde in den Originalzustand zurückgebracht“ (Schild, Orgelatlas, S. 60). Offensichtlich wird sich an dem Gutachten Schnitgers von 1709 orientiert. |
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1980/81 | Reinigung und Reparatur durch Hermann Stahl. |
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1996 | Reinigung und Überholen durch die Firma Führer (Fritz Schild). |
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Heute | Eine grundlegende Restaurierung und Rekonstruktion wird angestrebt. |
(Stand: 28.02.2020; Quellen und Literatur: Die Orgelsachverständige der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg; Walter Kaufmann: Die Orgeln des alten Herzogtums Oldenburg, Oldenburg 1962; Fritz Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln im Gebiet der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Wilhelmshaven 2008; Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler – Bremen, Niedersachsen, 2. Aufl. München 1992)