Orgel von Arp Schnitger (1699)
Navigation: Ring 14, 27777 Ganderkesee
Die dreischiffige, gotische Hallenkirche St. Cyprian und Cornelius aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts steht im Ortskern von Ganderkesee. Der romanische Turm stammt vermutlich aus dem 12. und der Granittaufstein aus dem 13. Jahrhundert.
Als die ersten christlichen Missionare im Auftrag des Bremer Erzbischofs nach Niedersachsen kommen, liegt Ganderkesee günstig im Mittelpunkt des nördlichen Largaues. Hier gründen die Missionare die erste Kirche, die anfangs für das gesamte Gebiet zuständig ist. Sie erfüllt somit den Grundsatz Karls des Großen, dass jeder Gau (jede Region) seine eigene Kirche besitzen sollte. Hinweise am alten Altar und der letzten mittelalterlichen Glocke zeigen, dass die Kirche den Heiligen Cyprian und Cornelius – zwei Märtyrerbischöfen aus dem 3. Jahrhundert – geweiht worden ist.
Die im Jahr 1699 von Arp Schnitger geschaffene Orgel wird mehrfach umgebaut und restauriert und während des Zweiten Weltkriegs aufgrund von Schäden an der Kirche ausgebaut. Nach dem Wiederaufbau 1946 durch die Firma Hammer aus Hannover, stellt schließlich die Firma Alfred Führer aus Wilhelmshaven die Orgel 1966 nach der Disposition von 1699/1760 wieder her. Das Instrument wird 2003/2005 einer grundlegenden Restaurierung durch Heiko Lorenz unterzogen, wobei stilfremde, spätere Veränderungen durch Rekonstruktionen im Stile Schnitgers ersetzt werden.
Anm.: originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).
Disposition:
(22 / HW/BW/Ped)
Hauptwerk | Brustwerk | Pedal | |||||||||||
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Principal Quintaden Rohrfloit Octav Octav Waldfloit Sexquialter Quinte Mixtur Trompete | 8’ 16’ 8’ 4’ 2’ 2’ 2f. 11/2’ 4f. 8’ |
| S S S S S L S/L L L L | Gedact Floit Spitzfloit Oktave Siffloit Scharff | 8’ 4’ 2’ 2’ 11/2’ 3f. |
| S S S L L L | Principalbaß Octavbaß Subbass Posaune Trompete Trompete | 8’ 4’ 16’ 16’ 8’ 4’ |
| K K L K/L L L | ||
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S K L | = = = | 1699 1760 2003/2005 | Schnitger Klappmeyer Lorenz | ||||||||||
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Manualumfang: Pedalumfang: | CDEFGA – c''' CDE – d' Manualschiebekoppel |
Bau-/Restaurierungsgeschichte
1699 | Neubau durch Arp Schnitger (Hamburg) mit 16 Registern auf zwei Manualen und angehängtem Pedal, Manualschiebekoppel und Bocktremulant. |
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1760 | Erweiterung der Orgel um ein selbstständiges Pedalwerk mit sechs Stimmen in zwei Seitentürmen durch Johann Hinrich Klapmeyer (Oldenburg). |
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1820 | Johann Gerhard Schmid (Oldenburg) tauscht die Mixtur im Pedal gegen einen Subbass 16’ aus. |
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1889 | Umbau durch Johann Martin Schmid (Oldenburg) mit erheblichen Dispositions-änderungen. |
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1934 | Restaurierung durch Alfred Führer (Wilhelmshaven) mit Änderung der Disposition. |
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1946 | Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg ausgebauten Orgel durch Firma Hammer (Hannover). |
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1958 | Umbau der Orgel durch Gustav Brönstrup (Hude). |
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1966 | Restaurierung durch Alfred Führer (Wilhelmshaven) mit der Wiederherstellung der originalen Disposition von 1699/1760, jedoch mit dem Subbass 16’ statt einer Pedalmixtur. |
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2003/05 | Grundlegende Restaurierung durch Heiko Lorenz (Wilhelmshaven) mit Rekonstruktion aller nicht originalen Teile unter Beibehaltung des Registers Subbaß 16’ im Pedal. |
(Stand: 22.02.2020; Literatur und Quellen: Die Orgelsachverständige der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg; Walter Kaufmann: Die Orgeln des alten Herzogtums Oldenburg, Oldenburg 1962; Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule, Kassel 1974; Fritz Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln im Gebiet der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Wilhelmshaven 2008; Cornelius H. Edskes/Harald Vogel: Arp Schnitger und sein Werk, Bremen 2013; Konrad Küster: Arp Schnitger, Kiel 2019; Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bremen, Niedersachsen, 2. Aufl. München 1992)