Orgel von Arp Schnitger (1689–93)
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Die Geschichte der Orgel in der hamburger Hauptkirche St. Jacobi ist seit Beginn des 16. Jahrhunderts ungewöhnlich gut dokumentiert. In den Jahren 1512 bis 1516 wird eine neues „grotes Orgelwerk“ von Jacob Ivesand und Harmen Stüven mit zwei Manualen und Pedal gebaut. Bereits vor 1543 wird ein Rückpositiv angebaut und ab 1551 wird die Orgel nach und nach durch die Orgelbauer der Familie Scherer (Jacob, Dirck Hoyer, Hans d. Ä., Hans d. J. und Fritz) erweitert. Zur Zeit des bedeutenden Organisten Hieronymus Praetorius ist diese Orgel die größte ihrer Zeit. M. Praetorius beschreibt 1619 die Disposition mit 53 Registern. Ab 1635 prägen Gottfried und sein Sohn Hans Christoph Fritzsche das große Instrument durch Umbauten bis Arp Schnitger von 1689 bis 1693 diese Orgel unter Verwendung von 25 Registern mit insgesamt 60 Registern auf vier Manualen und Pedal neu schafft.
Im 18. und 19. Jahrhundert erfährt sie nur wenige Änderungen. Aber im Zweiten Weltkrieg müssen – wie auch an vielen anderen Orten – die wertvollen Prospektpfeifen abgeliefert werden. Als der Zweite Weltkrieg herrscht, werden das Pfeifenwerk, das Schnitzwerk und die Windladen vorausschauend ausgelagert. Dies erweist sich als richtige Maßnahme, da die gesamte Kirche 1944 mit dem Orgelgehäuse und der technischen Anlage zerstört wird.
Nach dem Krieg erlangt die Jacobi-Orgel einen wichtigen Einfluss auf die sogenannte „Orgelbewegung“ (neobarocke Reformbewegung im Orgelbau, heute als falsche Richtung angesehen). Nach einer zunächst provisorischen Aufstellung baut die Firma Kemper das Instrument 1959 bis 1961 wieder auf. Eine grundlegende und rückführende Restaurierung der Orgel auf den Zustand des 18. Jahrhunderts führt J. Ahrend von 1989 bis 1993 durch. Insgesamt gilt diese Orgel als die größte erhaltene Schnitger-Orgel.
Anm.: originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).
Disposition:
(60 / IV/Ped)
Rückpositiv I | Werck II | Oberpositiv III | |||||||||||
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Principal Gedackt Quintadena Octava Blockflöht Querpfeiff Octava Siffloit Sexquialtera Scharff Dulcian Bahrpfeiffe Trommet | 8’ 8’ 8’ 4’ 4’ 2’ 2’ 11/2’ 2f. 6–8f. 16’ 8’ 8’ |
| J S/F S/F F/A S/F F/J F/A F F/A F/J A A/J L | Principal Quintadehn Octava Spitzflöht Viola da Gamba Octava Rohrflöht Flachflöht Rauschpfeiff SuperOctav Mixtur Trommet | 16’ 16’ 8’ 8’ 8’ 4’ 4’ 2’ 2f. 2’ 6–8f. 16’ |
| J F/A S*/A AS L S/A S/A J S/A A F/A F/A | Principal Rohrflöht Holtzflöht Spitzflöht Octava Nasat Octava Gemshorn Scharff Cimbel Trommet Vox Humana Trommet | 8’ 8’ 8’ 4’ 4’ 3’ 2’ 2’ 4–6f. 3f. 8’ 8’ 4’ |
| A/J A A A S A F S/F F/J A/J A A A/J | ||
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(Pedal) | |||||||||||
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Principal Octav Hollflöht Waldflöht Sexquialtera Scharff Dulcian Trechter Regal | 8’ 4’ 4’ 2’ 2f. 4–6f. 8’ 8’ |
| F/? A/J A A S/F A A A | Principal Octava Subbaß Octava Octava Nachthorn Rauschpfeiff Mixtur | 32’ 16’ 16’ 8’ 4’ 2’ 3f. 6–8f. |
| J/A A A A F/? AS F/A F/A | Posaune Posaune Dulcian Trommet Trommet Cornet | 32’ 16’ 16’ 8’ 4’ 2’ |
| A A A A A A | ||
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S F A L J | = = = = = | 16./17. Jhd. 1636 1689–1693 1761 1993 | Scherer Hans Christoph Fritzsche Arp Schnitger Johann Jakob Lehnert Jürgen Ahrend | ||||||||||
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Manualumfang: Pedalumfang: Werck: Operpositiv: Brustpositv: Winddruck: Tonhöhe: Stimmung:
Koppeln: Windladen: Klaviaturen: 6 Keilbälge: 5 Ventile und 1 Hauptventil: 2 Tremulanten: 2 Cimbelsterne: 1 Totentrommel: | Rückpositiv: CDE – c’’’ (Fis und Gis als doppelte Obertasten) CD – d’ CDEFGA – c’’’ CDEFGA – c’’’ CDEFGA – c’’’ 80mmWS a1 = 495, 45 Hz bei 18 °C modifiziert mitteltönig (1/5 syntonisches Komma)
J: 2 Schiebekoppeln OP/W, BP/W A J J J J J J |
Bau-/Restaurierungsgeschichte
1303 | Es werden Orgeln bereits ab 1303 erwähnt. |
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1512 | Neubau Harmen Stüven (Hamburg). |
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1535 | Erweiterung Jacob Iversand (Hamburg): unter anderem Bau eines Rückpositivs. |
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1569/70 | Einbau acht neuer Stimmen Dirk Hoyer (Hamburg). |
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1577 | Umbau Dirk Hoyer (Hamburg): unter anderem neues Rückpositiv und Pedaltürme. |
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1591 | Umbau Hans Bockelmann (Hamburg). |
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1588/92 | Umbau Hans Scherer d. Ä. (Hamburg). |
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1635 | Umbau Gottfried Fritzsche (Hamburg): unter anderem Einbau eines vierten Manuals. |
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1689/93 | Neubau Arp Schnitger (Hamburg) unter Benutzung umfangreicher alter Pfeifen-substanz. |
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1760 | Umbau Johann Jacob Lehnert (Hamburg). |
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1774 | Umbau Paul Geycke (Hamburg): unter anderem neuer Spieltisch. |
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1846 | Umbau Johann Gottlieb Wolfsteller (Hamburg): unter anderem Einbau einer Schwellung für Oberpositiv und Brustpositiv. |
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1890 | Erweiterung um einige Register auf pneumatischer Zusatzlade durch Marcussen (Abenra). |
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1926/30 | Restaurierung durch Karl Kemper (Lübeck) und Sachberatung Hans-Henny Jahnn (Hamburg). |
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1942 | Sicherung von Windladen, Pfeifen und Schnitzwerk durch Auslagerung unter dem Turm in einem Bunker durch Karl Kemper (Lübeck). Das Gehäuse verbleibt wegen seiner enormen Größe in der Kirche und verbrennt 1944 nach einem Bombenangriff. |
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1948/50 | Provisorische Aufstellung im südlichen Seitenschiff der Firma Emanuel Kemper & Sohn (Lübeck). |
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1960/61 | Wiederaufbau der Orgel in der wieder errichteten Kirche mit neuem Gehäuse durch die Firma Emanuel Kemper & Sohn (Lübeck). Dabei kommt es zu schwerwiegenden Eingriffen in die historische Substanz. |
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1989/93 | Restaurierung und Neubau eines maßstabsgetreuen Gehäuses durch Jürgen Ahrend (Leer). |
(Stand 11.02.2022; Literatur und Quellen: http://www.jacobus.de/neu/deutsch/index_3_6_6.html, Abrufdatum 26.02.2012; Martin Böcker, Stade; Günter Seggermann: Die Orgeln in Hamburg, Hamburg, Christians, 1997)