Lenzen, St. Katharinen

Orgel von Gottlieb Scholtze (1759)

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Die Orgel der St.-Katharinen-Kirche in Lenzen geht unter anderem auf den Orgelbauer Hans Scherer d. J. und Arp Schnitger zurück. Schnitger beendet im Jahr 1708 das Orgelbauprojekt in der hamburger Georgenkirche. Es schließt wesentlich ältere Substanz mit ein, die vor allem auf einen 1627/1628 erfolgten Umbau durch Hans Scherer d. J. zurückgeht.

Nachdem das Instrument wegen Baufälligkeit des Gebäudes ausgelagert wird, gelangt es schließlich als Verrechnungseinheit für einen größeren Neubau in die Hände des Orgelbauers Johann Dietrich Busch, der 1747 die Lenzener damit erfreut und auch die Aufstellung übernimmt. Dem Orgelbauer und Wagnerschüler Gottlieb Scholtze ist nicht nur die von Zander angeführte Erweiterung des Werks, sondern auch ein neuer Prospekt (die künstlerische, verzierte Vorderseite der Orgel) zuzuschreiben.


Anm.:
originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).

Disposition:

(27 / II/Ped)

Hauptwerk

Oberwerk

Pedal

 

Bordun

Principal

Rohrflöte

Octave

Quinte

Octave

Sifflöte

Cornet

Scharf

Cimbel

Trompet

Trimulant

16

8

8

4

3

2

2

3f.

4f.

3f.

8

 

Gedackt

Quintaden

Principal

Rohrflöte

Nassad

Octave

Quinte

Flagiolett

Mixtur

Vox humana

Schwebung

8

8

4

4

3

2

11/2

1

3f.

8

 

Subbaß

Octave

Octave

Mixtur

Posaune

Trompet

16

8

4

4f.

16

8

 


Technische Angaben:

 

Manualumfang:
Pedalumfang:

Tonhöhe:

Koppeln:

Sperventiele:

Calicanten

Sonnenzug

Glock

CD – c'''

CD – c'

450 Hz bei 18 °C

Cuppel II/I: rechts, linkes

Manuel, Oberwerck, Pedal


Bau-/Restaurierungsgeschichte

1707/08

Der berühmte Orgelbauer Arp Schnitger (von 1648 bis 1719) erbaut in der hamburger Georgenkirche die Vorgängerorgel der späteren lenzener Orgel.

 

 

1747

Diese wird wegen dem Erweiterungsbau der Kirche nach Lenzen verkauft. Der lenzener Fischer Laue holt die Orgelteile in Hamburg ab und der Orgelbauer Wilhelm Busch aus Itzehoe errichtet sie unverändert mit 27 Registern.

 

 

1751

Die Lenzener haben nicht lange Freude an der neuen Orgel. Am 23.09.1751 stürzt der Kirchturm ein und beschädigt das Kirchendach, das Gewölbe, die Orgel und das Gestühl. Die Verwüstungen sind so groß, dass die ganze Kirche bis auf den Altar und Taufstein völlig neu eingerichtet werden muss.

 

 

1759

Die Orgel wird von dem Orgelbauer Gottlieb Scholtze (von 1713 bis 1783) aus Neuruppinin in ihrer äußeren Gestalt, ihrem technischen Innenleben und ihrer Disposition völlig neu konzipiert und erbaut. Er verwendet bei der Errichtung der Orgel in Lenzen Pfeifen aus der Vorgängerorgel von Arp Schnitger, wodurch klangschöne alte Pfeifen bewahrt werden.

Das Pfeifenwerk der Schnitger-Orgel ist allerdings nicht das Erste, das wiederverwendet wird: fünf Register stammen überwiegend noch von Hans Scherer (1627/1628) und sind schon von Arp Schnitger übernommen. Zu erkennen sind sie an der dunklen Farbe aufgrund des hohen Bleianteils in der Legierung. Von Scherer (1627/1628) sind erhalten: Bordun 16, Rohrflöte 8, Scharf 4fach; im zweien Manual Gedackt 8 und im Pedal Octave 4. Von Arp Schnitger (1707/1708) sind erhalten: erstes Manual: Quinte 3; zweites Manual: Rohrflöte 4und Nassad 3 und die vier Blasebälge. Von Scholtze (1759) sind erhalten: erstes Manual: Octave 4, Octave 2 und Cornet 3fach; zweites Manual: Octave 2, Quinte 11/2; Pedal: Subbass 16, Octave 8.

 

 

1883,

1929

Die anderen zwölf Register sind durch die romantisierenden Veränderungen durch die Firma Voigt aus Stendal 1883, durch die Firma Schuke 1929 und der Prospekt durch den Ersten Weltkrieg verloren.

 

 

200507

Diese fehlenden Register werden durch die Firma Hüfken aus Halberstadt im Rahmen der Orgelrestaurierung nach historischen Vorbildern neu gebaut.

 

 

Heute

Die Orgel ist nun wieder so zu hören, wie von Gottlieb Scholtze 1759 erbaut. Als Schüler von Joachim Wagner in Berlin – dem Schüler Gottfried Silbermanns – fließt die mitteldeutsche Orgelbautradition in das Instrument mit ein. Daher treffen in der lenzener Orgel zwei bedeutende Orgelbautraditionen aufeinander: der norddeutsche Arp Schnitger und die mitteldeutsche Tradition mit Scholtze als Enkelschüler von Silbermann. Die Elbe verbindet beide Kulturlandschaften also auch schon im 18. Jahrhundert, wie die Orgel in Lenzen bezeugt.

 


(Stand 18.01.2022)

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