Orgel von Hendrik Niehoff und Jasper Johansen (1551–53), Matthias Dropa (1712–15), Rudolf von Beckerath (1951–53)
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In der lüneburger St.-Johannis-Kirche schaffen Hendrik Niehoff und Jasper Johansen in den Jahren 1551 bis 1553 ein großes Orgelwerk, dessen Hauptwerk- und Rückpositivgehäuse bis heute den Hauptbestandteil der Orgel bilden. Matthias Dropa erweitert von 1712 bis 1715 auf Veranlassung des über viele Jahre amtierenden Organisten Georg Böhm die Orgel im Stil des norddeutschen Orgelbarocks und fügt die Pedaltürme hinzu. Auch Johann Sebastian Bach spielt in jungen Jahren auf dieser Orgel. Mit der Zeit wird das Instrument immer wieder an den jeweiligen Geschmack der Zeit angepasst. Bis schließlich Rudolf von Beckerath in mehreren Etappen viele alte Register in ein neues Klangkonzept einfügt und das Pfeifenmaterial aus über vier Jahrhunderten wieder zu alter Klangpracht bringt.
Videotrailer zum Lüneburger Orgelsommer. Bitte hier klicken, um das Videoportrait anzusehen.
Die Orgel ist auf der NOMINE-CD „Orgellandschaften“ zu hören. Ausschnitte sind auf der Seite unseres Partnershops jpc zu hören. Bitte hier klicken, um zum jpc-Partnershop zu gelangen.
Anm.: originale Schreibweise der Register in der Einheit Fuß (’).
Anzahl der Pfeifenreihen gemischter Stimmen: z. B. 3fach (3f.).
Disposition:
(51 / RP/HW/OWPed)
Rückpositiv I | Hauptwerk II | Oberwerk III | |||||||||||
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Prinzipal Gedackt Quintadena Oktave Rohrflöte Sesquialtera Waldflöte Sifflöte Scharff Dulzian Bärpfeife | 8’ 8’ 8’ 4’ 4’ 2f. 2’ 11/3’ 5–7f. 1’ 16’ 8’ |
| # ++ # °/#/++ +/++ +/++ ++ °/++ ++ ° ++ | Prinzipal Quintadena Oktave Gedackt Oktave Nachthorn Quinte Oktave Bauernflöte Mixtur Scharff Trompete Trompete Trompete | 16’ 16’ 8’ 8’ 4’ 4’ 22/3’ 2’ 2’ 6–8f. 11/3’ 4–5f. 2/3’ 16’ 8’ 4’ |
| #/** ° +/° + °/# + °/+ °/# + ++/° ++ °/++ ++/# ++ | Prinzipal Rohrflöte Oktave Blockflöte Nasat Gemshorn Terzian Oktave Mixtur Zimbel Trompete Dulzian | 8’ 8’ 4’ 4’ 22/3’ 2’ 2f. 1’ 5–6f. 1’ 3f. 1/6’ 8’ 8’ |
| # # ° + # # ++ ++ ++/+ ++ ++ °/++ | ||
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Prinzipal Untersatz Oktave Gedackt Oktave Nachthorn Bauernflöte | 16’ 16’ 8’ 8’ 4’ 2’ 1’ |
| ° V * H ° V ° H ° V ° V + H | Rauschpfeife Mixtur Posaune Posaune Trompete Trompete Kornett | 2f. 6–8f. 2’ 32’ 16’ 8’ 4’ 2’ |
| + H °/++ V °/++++ H °/++ V °/++ V ++/+ V ++ H | ||||||
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V H Pd I Pd II * ** ° + ++ +++ ++++ | = = = = = = = = = = = | Vorderladen Hinterlade Ventil Ventil 1576 1633–1635 1712–1715 1852 1953 1976 1992 | in den Pedaltürmen hinter dem Hauptwerk zu den Vorderladen zu den Hinterladen | ||||||||||
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Manualumfang: Winddruck: Tonhöhe: Stimmung: Koppeln: Trakturen/Klaviaturen: Tremulanten: | C – g''' C – f' 78mmWS 440 Hz gleichstufig OW/HW, RP/HW, OW/Ped, HW/Ped, RP/Ped +++/++ +++ OW, RP |
Bau-/Restaurierungsgeschichte
1374 | Erstmals tauchen in Kirchenakten Erwähnungen über das Orgelspiel in St. Johannis auf. |
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1479 | Es wird eine Chororgel in Auftrag gegeben. |
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1551–53 | Bau einer großen Renaissance-Orgel durch Hendrik Niehoff und Jasper Johansen aus Hertogenbosch. |
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1578 | Erweiterung durch Dirck Hoyer. |
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1586 | Einbau neuer Pedalwindladen und geringfügige Erweiterung durch Matthias Mahn. |
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1633/35 | Umbau und Erweiterung durch Franz Theodor Kretzschmar. |
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1651/52 | Überholung und Vergrößerung der Orgel durch Friedrich Stellwagen aus Lübeck. |
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1698 | Der Organist Georg Böhm tritt sein Amt in St. Johannis an. |
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1700–02 | Der junge Johann Sebastian Bach weilt in Lüneburg. |
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1712–15 | Großer Umbau und Erweiterung durch Matthias Dropa. Dabei werden unter anderem die seitlichen Pedaltürme mit Schnitzereien hinzugefügt, Einbau neuer Windladen und Windkanäle, sowie zahlreicher neuer Register. |
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1739, 55, 1809 | Zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert erfolgen mehrere kleine Reparaturen und Umbauten an der Orgel. |
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1852 | Gravierender Umbau durch Eduard Meyer, der den Charakter des Instruments grundlegend an den damaligen Zeitgeschmack anpasst. |
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1922 | Weiterer tiefgreifender Umbau des Instruments mit Einbau einer pneumatischen Traktur mit neuem Spieltisch durch Oskar Walcker. |
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1952/53, 1976 | Restaurierung durch Rudolf von Beckerath. Dabei wird die Disposition im Wesentlichen auf den Zustand von Matthias Dropa (von 1712 bis 1715) zurückgeführt. Einige Ergänzungen werden dabei belassen und in ein neues klangliches Konzept eingearbeitet, sodass die Orgel heute über 51 Register auf drei Manualen und Pedal verfügt. Die gesamte technische Anlage wird wieder in vollmechanischer Bauweise, aber in moderner Form angelegt. Durch die Intonationskunst und das hohe Einfühlungsvermögen Rudolf von Beckeraths erhalten die Renaissance-Prinzipale wieder ihren ursprünglichen vokalen und singenden Charakter. |
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1992 | Es werden durch die Firma Rudolf von Beckerath die Schallbecher der tiefen Oktave der Posaune 32’ erneuert. |
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Heute | Das Instrument besticht nach der Restaurierung wieder durch seine große Vielseitigkeit und Farbigkeit. |
(Stand 24.05.2020; Literatur und Quellen: Kirchengemeinde St. Johannis Lüneburg; Orgeln in Nieder-sachsen)